Münsters Trauerschwan bleibt seinem Tretboot treu
Die ungewöhnliche Liebe scheint frisch wie am ersten Tag zu sein.
Selbst im Getümmel von zig Booten auf dem innerstädtischen Aasee - besetzt mit Kamerateams und Fotografen - weicht Münsters Trauerschwan nicht von der Seite seines geliebten Tretboots in Schwanengestalt.
Die mehrtägige "Aktion Winterquartier", mit der das ungleiche Paar in den Zoo gebracht werden soll, startete am Donnerstag zu ihrer ersten Etappe - mit Erfolg. Keine zwei Stunden nach dem Start der Umsiedlung und rund 800 Meter vom bisherigen Ankerplatz des Tretboots entfernt gleicht das Bild dem der Monate zuvor: Dort, wo das weiße Schwanentretboot treibt, ist auch der von den Münsteranern "Schwarzer Peter" getaufte Trauerschwan nicht weit.
Die Liebe des schwarz gefiederten Vogels zu seinem vermeintlichen Artgenossen sorgt bereits seit dem Frühjahr weit über Münster hinaus für Aufmerksamkeit. Im Mai war der eigentlich in Australien heimische Schwan auf dem Aasee gelandet und hatte den deutlich größeren Plastikschwan als Partner auserkoren.
Stück für Stück soll das Tretboot aus dem Fuhrpark eines Yachtschulbesitzers nun in den kommenden Tagen Richtung Zoo getreten werden. Da der Zoo über einen Seitenarm mit dem Aasee verbunden ist, kann das Tretboot am 9. November mit einer nur kurzen Unterbrechung auf dem Land in einen Tierpark-Teich gehievt werden.
"Die ganze Aktion beruht auf Freiwilligkeit für den Trauerschwan", begründet Zoo-Direktor Jörg Adler das etwas umständlich anmutende Procedere, während er vom Schwanen-Tretboot aus den Trauerschwan mit Salatblättern und Körnerfutter weiterlockt und in die Kameras lächelt.
Eine gewisse Neigung zur Medienpräsenz kann der Tierparkchef denn auch nicht leugnen. Als müsste sich Adler um weitere Aufmerksamkeit sorgen, will er auch das Geheimnis des Geschlechts - "Schwarzer Peter" oder doch "Schwarze Petra" - erst am Ende der Umsiedlung lüften - obwohl er es dank einer Federprobe längst weiß.
Wie freiwillig der Trauerschwan tatsächlich seiner Plastikliebe folgte, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen. Denn immer wieder war der schwarze Vogel, der hier zu Lande meist nur in Privatzucht oder in Zoos vorkommt, auch auf der nun recht weit entfernten Freitreppe des Aasees anzutreffen. Dort wurde er häufig mit Leckereien der Spaziergänger versorgt. Gesetzt den Fall, die Liebe hält, trifft der Trauerschwan im Zoo auf sechs echte Artgenossen. "Darunter sind vier Singles. Das lässt doch hoffen", meint Tierpflegerin Monika Ewering.