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Washington (dpa) - US-Präsident George W. Bush hat den Ton gegenüber Iran verschärft und einen Militärschlag nicht mehr ausgeschlossen. Er hoffe auf eine diplomatische Lösung des Atomstreits, schließe jedoch auch niemals eine andere Option aus, sagte Bush dem US-Nachrichtensender NBC.
«Ich werde niemals irgendeine Option vom Tisch nehmen», sagte der Präsident unmittelbar vor der Vereidigung für seine zweiten Amtszeit. Der Interviewer hatte den Präsidenten gefragt, ob er sich gegen eine militärische Aktion gegen Iran ausspreche, wenn Teheran die internationale Gemeinschaft weiterhin über die Existenz eines Atomwaffenprogramms im Unklaren lasse.
Die designierte US-Außenministerin Condoleezza Rice verlangte am Dienstag vor dem auswärtigen Ausschuss des US-Senates in Washington, dass die Welt in der Forderung vereint bleibe, dass Iran und Nordkorea ihre Ambitionen auf Atomwaffen aufgäben und stattdessen einen Weg des Friedens beschritten. Die USA stünden an der Seite von unterdrückten Völkern wie beispielsweise in Iran.
Zuvor hatte der Ausschussvorsitzende und Republikaner Richard Lugar die künftige Außenministerin aufgefordert, Auskunft über die künftige Politik gegenüber Iran zu geben. Es habe den Anschein, als dass die Vereinigten Staaten nur an der Seitenlinie stünden, sagte der Senator. Lugar forderte Rice auf zu sagen, ob die drohende Gefahr entschärft werden könne oder «besiegt» werden solle.
Die US-Regierung hatte am Montag einen Bericht der Zeitschrift «New Yorker» zurückgewiesen, nach dem geheime US-Kommandos in den vergangenen Monaten mögliche Angriffsziele in Iran ausgespäht hätten. Nach Darstellung der US-Regierung ist der Bericht voll mit «erfundenen Behauptungen». Den Vorwurf, US-Kommandos hätten in Iran operiert, dementierte sie nicht ausdrücklich. Irans Verteidigungsminister Ali Schamchani meinte, die USA würden es nicht wagen, sein Land anzugreifen.
Bush habe die Kontrolle über die US-Geheimdienste und das Verteidigungsministerium übernommen und verfolge mit ihrer Hilfe ein «aggressives und ehrgeiziges Programm gegen Iran und gegen Ziele im Krieg gegen den Terrorismus», schrieb der Starjournalist Seymour Hersh. US-Spezialeinheiten hätten versucht, rund drei Dutzend chemische und nukleare Anlagen sowie Raketenabschussbasen in Iran auszuforschen. «Die US-Regierung will verhindern, dass es in Iran noch einmal eine solche Fehleinschätzung von Massenvernichtungswaffen gibt wie im Irak», sagte er CNN.
Der Journalist, der 2004 mit als erster den Skandal um Gefangenenmisshandlung im irakischen Militärgefängnis Abu Ghoreib aufgedeckt hatte, berief sich bei seinen Angaben auf einen dem Pentagon nahe stehenden Berater. Seit Sommer 2004 stießen US-Teams über die pakistanische Grenze nach Iran vor. Absicht sei es, Ziele für ein mögliches Bombardement zu suchen, um «so viel militärische Infrastruktur wie möglich zu zerstören».
US-Präsidentenberater Dan Bartlett meinte in einem CNN-Interview, der Beitrag von Hersh sei «voller Ungenauigkeiten». Er bezweifle, dass die von Hersh gezogenen Schlüsse auf Tatsachen basierten. «Natürlich sehen wir Iran mit Sorge», sagte Bartlett.
Die Europäische Union setzt weiterhin auf Verhandlungen mit Iran, um das Land an der Entwicklung und Produktion von Atomwaffen zu hindern. Dies sagte eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. Bundeskanzler Gerhard Schröder appellierte an Iran, die Gespräche mit der EU zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte, Moskau zweifle nicht an der rein zivilen Ausrichtung des iranischen Atomprogramms.