AZ – Hey AZ
Es passiert immer wieder – kredibile, sehr fähige Leute die schon einiges an Respekt eingesackt haben, kommen mit kühl kalkulierten Singles daher, die möglichst nach folgendem Schema funktionieren: Man nehme einen möglichst angesagten Produzenten (oder in diesem Falle gleich deren zwei die ein Team bilden), der einem einen höchst konsensfähigen Beat hervorzaubert, damit ihn auch wirklich jeder inkl. deiner Oma gut und angenehm im Ohr findet und füge dann noch einen ebenfalls sehr angesagten Gast (gerne aus dem R’n’B Bereich) hinzu, denn so lassen sich gleich die Fankreise beider Künstler erschließen und somit doppelt Geld machen. Und klar lauten die möglichen Optionen: Tanzflurfeger? Liebesschmachtfetzen? Sommerlaune pur? Die Liste derer, die solche Seichtigkeiten verbrochen haben ist endlos lang. AZ bildet da keine Ausnahme. Im Gegenteil: schon von Anfang an seiner Solokarriere probierte er immer wieder mit Hilfe von Sängerinnen und “hübsch” produzierten Tracks die Verkäufe seiner Alben anzukurbeln. “Sugar Hill” war so ein Versuch, welcher aber noch gerade so durch ging. Und “Hey AZ”? Geht leider nicht mehr.
Poke und Tone aka The Trackmasters saßen an den Reglern und verwursteten auch gleich ein Pianosample welches zur selben Zeit auch Mariah Carey für ihre Single “Honey” verwendete. Doch bei einer Diva wie Mariah passt das wenigstens wenn sie über locker, flockiger, poppiger Produktion wieder mal von der großen Liebe dahersabbelt. Dieses naive Piano und dieser zu offensive gute-Laune-Vibe stehen dem New Yorker einfach nicht im Geringsten zu Gesicht. Und wenn sich noch die mittlerweile komplett von der Bildfläche verschwundenen SWV dazu anschicken diese eine dämliche Hook völlig substanzlos daherzuträllern ist bereits alles zu spät:
“Hey AZ won’t you play that song
Keep me fucked up (fucked up)
All night (all night)
Hey AZ won’t you play that song
Keep me fucked up (fucked up)
All night (all night)
Long (fucked up, all night)
Long (fucked up, all night)
AZ, knock me off my dog gone shoes”
Ohne Worte. Das aus “fucked up” in der Radioversion “dancing” wird, macht das Ganze nicht besser. Schade, denn AZ flowt an und für sich mal wieder total smooth und meisterlich, seine Art noch den tausendsten Doppelreim völlig lässig klingen zu lassen ist einzigartig. Doch das reicht nicht um ihn zu retten: Zurecht ist dieser “Hit” nie einer geworden und in Vergessenheit geraten. Den Jüngeren hat es damals gefallen, dem Rezensenten inklusive. Aber jung und naiv waren wir. Und jetzt auch viel schlauer. Dem Leser sei somit als Gegengift “All I Need” von Method Man und Mary J. Blige dringendst ans Herz gelegt. Ein unsterblicher Beweis dafür, wie eine solche vermeintliche Hitsingle funktionieren und sogar absoluten Klassikerstatus erreichen kann. Raw, gritty und von düsterer, melancholischer Schönheit. Sollte sich auch mal AZ anhören.
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