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Yelawolf – Trunk Muzik 0-60

Rückblickend kann man sagen, dass 2010 ein tolles Jahr für Yelawolf war. Das frei zugängliche Mixtape “Trunk Muzik” avancierte in kurzer Zeit zum Fan- und Kritikerliebling und endlich kam auch ein ordentlicher Vertrag mit einem Majorlabel zustande. Das erste Ergebnis dieses Vertrags ist die hier besprochene Platte “Trunk Muzik 0-60″, eine modifizierte Fassung des gefeierten Mixtapes. Yelawolf selbst spricht nicht von einem Majordebüt, verweigert damit also dieser CD einen Status zu geben, die sie sowieso nicht verdient hätte. Der Sound an sich wurde bei den neuen Songs auch kaum verändert, die 808-Drums schlagen weiter in eine Richtung mit den modern besetzten Synthieklängen. Kenner können natürlich – da altes Material verwendet wurde – Recycling anprangern. Wer aber mit ein wenig Sinn für das Wirtschaftliche an diese Sache herangeht, weiß, dass das seine Gründe hat. Die Eingliederung in eine neue Landschaft, die überfüllt ist mit Radiohörern und Gelegenheitslauschern, und die Bekanntmachung mit einem neuen Sternchen des Raphimmels, der mit einem Vorab-Album sich schon einmal vorstellen darf, kann als ein schlauer Schachzug von Interscope betrachtet werden. Sofern man prompt mit dem Nachschub vorbeifährt.

Begeben wir uns einmal in die musikalische Sphäre, stellen wir schnell fest, dass der Anfang-Dreißiger reichlich mit Talent gesegnet ist und weiß, wie er mit seiner vollkommen unauffälligen Stimme die Lieder ausfüllen kann. Eindrucksvolle Betonungen, keine unnötige Sentimentalität. Auch der Flow sitzt immer perfekt wie ein perfekter Anzug an einem perfekten Körper. Die Beats (fast vollständig von Will Power produziert) geben ein insgesamt rundes Produkt ab, wenn man die unter Lupe betrachteten Ecken mal weglässt. Doch so tief muss niemand eindringen.

Sicherlich löst der Name Gucci Mane bei dem ein oder anderen einen Brechreiz aus. Ich würde an dieser Stelle auch gern alle lieben Leser beschwichtigen und zur Vorsicht vor überschnellen Reaktionen raten, doch diesen Part kann ich als engagierter und gewissenhafter Reviewschreiber nicht übernehmen. “I Just Wanna Party” ist ein unsäglicher Track und gemessen an dem Rest der Platte sehr dürftig geraten. Besonders witzig sind Gucci Mane’s andeutende Versuche das Tempo plötzlich anzuheben, die mit einem solchem Maß an Lächerlichkeit glänzen und das Niveau des ganzen Songs deutlich nach unten drücken. Raekwon oder Bun B finden sich ohne Schwierigkeiten wieder. Der erste hinter einem leicht rockigen Hintergrund, der zweite vor einerwummernden Synthiebühne. Mittendrin ein glücklicher Yelawolf. Oder wie auf “Get The Fuck Up!” aggressiv. Oder man erlebt Yelawolf trübsinnig wie auf “Love Is Not Enough” oder stolz wie auf “That’s We On Now”. Mögen die Produktionen alle in dieselbe Richtung gehen, so bedeutet es nicht, dass Yelawolf bei seinen Vorstellungen eine bestimmte Konstante aufweist und sich auf der Stelle bewegt.

Mir haben es besonders die Storytelling-Tracks “Pop The Trunk” und “Billy Crystal” angetan. Nirgendswo sonst wirkt Yelawolf sonst so authentisch, nirgendswo sonst bekommt man einen solch starken Eindruck von seinen lyrischen Ergüssen. Die Frage nach der Zukunft dieses Artists müssen wir nicht ausarbeiten, die Kristallkugel können wir ruhen lassen und auf die Stärken dieses talentvollen Geschöpfes vertrauen und hoffen, dass die vom Label ausgehende Bürokratie und der Verkaufsdruck diese Stärken nicht verblassen lassen. Wir, die Zuhörer, brauchen weiterhin die Mörderflows und Yelawolf, der Geniale, braucht auch im nächsten Kapitel seiner Geschichte das einzig kohäsive Merkmal seiner Musik, nämlich die Beats.

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