Webbie – Savage Life
Die langlebigen CD’s werden im Normalfall besser bewertet. Aber wie schätzt man diese Langlebigkeit eines Albums ein, wenn der Silberling gerade mal 3 Tage im Player rotiert? Schon oft stellte ich mir diese Frage beim Umblättern von Musikzeitschriften oder bei Internetrecherchen nach neuen CD’s. Es gibt Unmengen von Quellen für Plattenkritiken, die meist von Hobbyredakteuren geschrieben wurden und möglichst aktuelle Alben behandeln. Die Lobeshymnen und Anfeuerungsreden zum Plattenkauf sucht man da nicht lange. Ich persönlich tu mich schwer nach paar Hördurchgängen einen Künstler in den Himmel heben zu wollen und sein Album auf meine “Einsame Insel”-Liste zu setzen. Doch auch ich unterscheide und trenne Affe von Mensch. Meiner Ansicht nach gibt es ebenfalls Alben, die nach einer schnellen Einschätzung ruhig im Archiv landen können. Und von diesen “durchschnittlichen” und/oder “simplen” Longplayern existieren gar nicht mal so wenige.
Webbie zählt zu den jungen Wilden der Südseite und hat mit Trill Entertainment das passende Label hinter sich. Diese Firma funktioniert nach ihrem Vorbild Cash Money und bietet dank der Kooperation mit dem Riesenkonzern Warner Music Group starke finanzielle Unterstützung für die Künstler. Dennoch koppelt man mit “Give Me That” nur eine Single vom Album “Savage Life” aus. Der Song fällt nicht wirklich auf und passt sich dem druckvollen, nach vorne gehenden, aber nicht übertrieben lauten Albumsound an. Ganz besonders die ruhigen Streicher auf “Gutta Bitch”, die eine etwas dramatische Spannung erzeugen und perfekt zu dem simplen Drumset passen, gefallen mir am besten. Nur Webbie selbst stellt sich ein Bein. Um aufregende Gangsta Tales abzuzählen, braucht man nicht einmal ‘ne gesunde Hand mit fünf Fingern. Dafür muss man sich mit von übertriebener Selbstarstellung aufgetischten Reimen zufrieden geben. Von persönlichen Songs hat er sich sowieso “krankgeschrieben”, da tut ein durchgehend Singsang-stylisches Lied “What Is It” gut und lockert das Album entscheidend auf.
Wenn Webbie nicht bei Trill Entertainment gelandet wär, hätte man ihn zu Cash Money geholt. Soviel ist mal sicher. 18 Tracks vollgepackt mit Arroganz und Angebereien eines 20-jährigen sind mir dann doch zu viel und deswegen ist das Album auch ein typischer Fall für schnelle Rezensionsarbeit: es ist simpel gestrickt, es will das Rad nicht neu erfinden, es will keinen Einfluss ausüben und es will schon gar nicht in den Hip Hop-Olymp aufsteigen. Normale Musikhörer können ruhig solche CD’s hassen, ich als scharfer und vielbeschäftigter Kritiker habe sie lieb.
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