Up North Cartel – S/T
Keine kleine Überraschung, hier ausgerechnet den Namen Andre Booth in den Credits zu finden. Der Mann ist seit den frühen 80ern mit dabei, war mit MC Shan und Marley Marl im Studio und steckte beispielsweise hinter “All Of Me”, dieser zugegeben ziemlich üblen Schnulze von Big Daddy Kane und Barry White. Nach der Jahrtausendwende scheint es etwas ruhiger um ihn geworden zu sein, so dass offenbar genug Zeit war, auch mal die komplette Albumproduktion für eine sehr, sehr weit unter dem Radar fliegende Crew wie das Up North Cartel zu übernehmen.
Auch wenn das Cover eigentlich klare Verhältnisse verspricht: wer von diesem Quartett aus dem Westchester County reinen Hardcore Rap erwartet, hat die Rechnung ohne den alten Booth gemacht. Denn der scheint seine Vorliebe für etwas seichteren Sound mit hohem R’n’B-Anteil auch in diesem Fall durchgesetzt zu haben. “Closer”, “Under That Dress”, “Taquila” und, und, und – die Schmalzspur zieht sich komplett durch. Und das ist dann irgendwo doch nicht so ganz das, was man von einer Crew mit so einem Namen eigentlich hören will. Umso mehr, weil die vier mit einer Handvoll Straßentracks ins Album einsteigen, die die Vermutung nahelegen, dass hier noch wesentlich mehr gegangen wäre.
Das streichergeladene “The Game”, der minimalistisch düstere Story-Cut “Black Nites”, die Rap-Apologie “Blame Hip Hop”, meinetwegen auch das südstaaten-beeinflusste “Wit It, Wit It”- das sind gut gerappte, auf den Punkt produzierte Songs, die in der Balladenflut alles in allem leider deutlich zu kurz kommen. Dass man sich mit “Dirty Drawz” auch noch in vollem Ernst einen Miami Bass Track gönnt, beseitigt dann auch die letzten Restzweifel daran, dass hier nicht das Können fehlt, sondern einfach die Songzusammenstellung verkackt wurde. Big time.
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