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Tha Blue Herb – Sell Our Soul

Es ist wirklich eine Schande, wie viele großartige Gruppen nicht die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. So auch Tha Blue Herb, aus Sapporo, der Hauptstadt der nördlichsten Insel Japans, Hokkaido. Die Crew, bestehend aus MC Ill-Bosstino aka Boss und Producer O.N.O, hat schon einige Jahre auf dem Buckel und veröffentlich mit “Sell Our Soul” ihr bereits zweites Album, diesmal auf dem eigenen Label TBH Recordings. Während ihr erstes Album “Stilling, Still Dreaming” zwar meist noch straighten HipHop beinhaltete, aber schon einige Ansätze für ihre zukünftige Entwicklung zeigte, haben sich diese nun vollkommen ausgeprägt. Man könnte den Stil vielleicht “Industrial Rap” nennen, aber das würde es auch nicht hundertprozentig treffen. Auf jeden Fall sind Tha Blue Herb progressiv und ein wenig abstrakt, vergessen aber nie ihre Wurzeln und die Straßen von Sapporo.

Boss erzählt mit seiner melancholischen Stimme Geschichten von Bruderschaft und Hass, von Leben und Tod, von Trauer und Hoffnung. Und selbstverständlich davon, dass ihm niemand das Wasser reichen kann, weder die massentauglichen Party-Rapper Tokyos, noch die “porn flick”-Rapper auf MTV. Und er ist auch wirklich ein begnadeter MC, denn so punktgenau, betont und selbstsicher flowen nur wenige. Man könnte ihn vielleicht als einen japanischen K-Rino mit Offbeat-Anleihen beschreiben. Aber was wären Tha Blue Herb ohne O.N.O., der das ganze Album, wie auch all ihre anderen Releases, komplett im Alleingang produziert hat? Es ist nicht verwunderlich, dass sogar DJ Krush ihn als einen der besten Produzenten weit und breit schätzt, wenn man hört was dieser Kerl hier zusammengebaut hat. Die Beats sind zuallererst einmal düster. Sie haben auch alle einen leicht industriellen Touch, mit vielen Filtern und Verzerrungen, aber sind auch stark melodisch und mit einer Vielzahl an traditionellen Instrumenten angereichert. Besonders hervorheben kann man keinen Track, denn sie funktionieren auf dem Album als eine Einheit, die dich mit auf eine düstere Reise nimmt, die am Anfang vielleicht schwer zugänglich ist, aber mit der Zeit immer mehr ihre Genialität entfaltet.

Als Anspiel-Tipps könnte man vielleicht trotzdem das treibende “Still Standing In The Bog” oder das sehr emotional vorgetragene “Smile With Tears” nennen, aber sie sind alle perfekt, ohne Ausnahme. Solche Alben sind selten und ich hoffe für die Jungs, dass sie in Zukunft mehr Anhänger außerhalb ihrer Heimatstadt (wo sie inzwischen eine beachtliche Fanbase haben) finden werden – solche Musik darf einfach nicht in der Versenkung verschwinden. Die CD kommt, nebenbei bemerkt, im Digipack mit Lyric-Sheet – inklusive englischer Übersetzung der Texte, für alle, die des Japanischen nicht mächtig sind.

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