Tech N9ne – Everready (The Religion)
“Everready”, das waren immerhin vier Jahre Arbeit für Tech N9ne. Wie klingt die neue Musik von Tech N9ne? Wie sehr hat sie sich verändert? Das sind alles spannende und nicht unbegründete Fragen. Denn zwischen dem Release von “Anghellic” (2001) und “Absolute Power” (2002) verging gerade mal ein Jahr. Die Unterschiede dieser beiden CD’s hört jeder nach den ersten fünf Tracks heraus. “Everready” ließ ganze vier Jahre auf sich warten – und ja, die Musik schlägt wieder einmal andere Töne an.
“…concert promoters in Honolulu don’t wanna see me / cause they say that Somoans will riot on Tecca Nina…/”. Geht ab. Im ersten Track des Albums serviert Tech N9ne mithilfe des Produzenten Rob Rebeck eine powervolle Rap-Rock-Granate, die ihresgleichen sucht. Der Energiepegel will auch in den weiteren Tracks nicht sinken. “Welcome To The Midwest” zeigt die Schnellspucker-Skills von Tech, während Krizz Kaliko sich auf dem gleichen Track mit einer aufregenden und einladenden Hook präsentiert. Was danach mit “Bout Ta Bubble” folgt, kann ich als puren Wahnsinn für jedes Wohnzimmer mit guter Anlage und entsprechende Boxen abstempeln. Exzellente Drum’n’Bass-Produktion von Seven und N9ne mit seinem druck- und taktgenauen Flow mittendrin. Nur die Lyrics sind etwas abgedroschen.
Und nach fünf Tracks ist jedem klar: “Everready” ist kein zweites “Anghellic” und kein zweites “Absolute Power”. Es folgen Partytracks (“Night And Day” und “Caribou Lou”), dann wird mit E-40 und Rick Rock im Hyphy-Kostüm auf “Jellysickle” das leidige Thema Neid behandelt ehe es zum soft klingenden, völlig unsinnigen “Flash” geht.
Der Downtempo-Beat beim Track “Come Gangsta” mag vielleicht angstrengend sein, doch gute Stimmeffekte und die spürbare Wut von Tech N9ne geben dem Lied eine eigene Note. Eine dunkle Seite hat unser Herr Tecca natürlich auch und dementsprechend wurde Wert darauf gelegt böse und düstere Tunes miteinzubauen, die die Gefühlsachterbahn, die “Everready” darstellen soll, auf ein hohes Level heben. Zugegeben das ist weniger gut gelungen. Es finden sich zwar sehr persönliche und ziemlich emotionale Tracks wieder (“Running Out Of Time” und “The Rain), aber rein düstere Kettensägen-Hymnen eines seelenlosen Mörder-Regimes bekommt man nur auf “My World” zu hören. Schmerzvoller Kindergesang, trostloses Glockenspiel, nebelhafte Streicher – Chicago’s Produzent The Legendary Traxster schmieß bei seiner Arbeit alles in den bunten Topf, was nach Hölle und nicht nach Himmel roch.
Das Finale läutet “This Is Me” mit gewohnt harten Raps, exzellenten Betonungen und negativem Gedankengut über die Musikindustrie ein. Es gibt folgendes im Vergleich zu den vorherigen Alben zusammenzufassen: die Beats sind abwechslungsreicher und Tech rappt mit mehr Hunger und mehr extremer Energie. Seine Flowwechsel sind immer noch das Non-Plus-Ultra und die Texte sind im Vergleich zum Geschwaffel auf “Absolute Power” eine lyrische Meisterleistung.
“Everready” bietet noch eine zweite CD, die Strange Music Library. Der abwechslungsreich gefüllte Label-Roster mit Kutt Calhoun, Project Deadman, Skatterman & Snug Brim, Krizz Kaliko und der Rockgruppe Critical Bill stammt nicht von schlechten Eltern und stellt sich auf dieser Bonusdisc vor. Kutt überzeugt auf dem coolen “Whip It”, Project Deadman begeben sich mit “Holy War” auf den Kriegsschauplatz und Kaliko darf auf dem langsamen, atmosphärischen “The Need” mehr von sich erzählen. Tech N9ne mischt selbstverständlich auch mit, kann mit zwei guten Solos punkten und weist den Weg der Zukunft: mit Krizz Kaliko bildet er die Rap-Rockgruppe Kabosh. Dass die beiden es ernst meinen, zeigen sie auf dem hervorragenden Abschluss “Little Pills”. Im Booklet wird schon ihr gemeinsames Album angekündigt. Die Zukunft spricht Strange Music!
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