Scarface – The Last Of A Dying Breed
Quo vadis, Scarface? Nach ausgiebiger Geschäftigkeit (nunmehr auch an West- und Ostküste des Landes) präsentiert sich das Narbengesicht auf seinem sechsten, zum Millenium auf Rap-A-Lot-Records veröffentlichten Album stark verändert. Kaum noch Unterstützung aus der Homebase in Houston, stattdessen jede Menge großer Namen, die sich für diverse Gastauftritte des Facemobsters nun ihrerseits erkenntlich zeigen. Ich denke es ist sicher nicht verkehrt, Kollaborationen mit millionenschweren Megastars wie Jay-Z mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen. Glücklicherweise lässt der Geto Boy seine Nüsse immer noch dort baumeln wo es IHM gefällt – soll heißen: auf vorliegendem 15-Tracker gibt es einiges an Einbußen zu verzeichnen, doch vom großen Sellout ist man nach wie vor meilenweit entfernt.
Als ob er diese Vorwürfe erahnt hätte gibt sich Scarface als unverändert zu erkennen, wenn er im mit UGK eingespielten Rollcall “They Down With Us” (einer erneuten Coverversion von KRS-One’s Klassiker “I’m Still #1″) für klare Verhältnisse sorgt. Denn auch auf diesem Album steht sein Name unverrückbar für “The Gangsta Shit”. Diese Lebeneinstellung wird in Cruising-Tracks wie “O.G. To Me” ebenso veranschaulicht wie in leicht pathos-angereicherten Darbietungen à la “The Last Of A Dying Breed” oder dem tollen “In My Time”. Während die Pimpin’-Einlage “In & Out” (ja genau…) mit Devin The Dude und Obermacker Too $hort noch einen mittelstarken Hormonschub heraufbeschwören kann, versinken die Stippvisiten von Brick City’s Redman (“And Yo”) und Jigga Jay-Z (“Get Out”) auffallend lustlos produziert im bedeutungslosen unteren Mittelfeld.
Die Texte sind immer noch “ghetto” bis oben hin, aber dann eben doch bei weitem nicht so schlagkräftig wie bisher. Die Beats kommen absolut straight, lassen aber dennoch (obwohl größtenteils von Face himself produziert) den unnachahmlichen Zauber vergangener Tage vermissen, wo man gleich beim ersten Durchhören das Wort “Klassiker” nicht mehr aus dem Kopf bekam. Doch: es gibt andererseits kaum einen zweiten Rapper, der seinem Album den Titel “The Last Of A Dying Breed” geben könnte, ohne sich dabei zum Affen zu machen. Mr. Scarface hat auch im 13. Jahr seiner Laufbahn noch das Zeug dazu seine Message zu bringen. Solide Angelegenheit.
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