RZA – presents… Wu-Tang Killa Bees: The Swarm Volume 1
Es begab sich aber im Jahre des Herrn 1998, dass RZA, der König aller fleißigen Bienen, die Flügel ausbreitete, um seine Untertanen zu sich zu rufen. Getreulich folgten diese seinem Ruf und alsbald verfinsterte ein gigantischer Schwarm den Himmel und die Luft schwirrte nur so von unzähligen Stimmen. Das Ergebnis der Zusammenkunft halte ich hier in Händen: ein Wu-Tang Sampler, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die großen Namen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und vielen neuen, frischen Untergrund-Kämpfern die Möglichkeit zu geben, sich Gehör zu verschaffen.
Den Anfang machen A.I.G. und obwohl sie ihre Arbeit in “The Legacy” recht gut machen, richtet sich mein Augenmerk sogleich auf das unbändige “Concrete Jungle”, in dem uns die Sunz Of Man (unterstützt von Holocaust) über einem mörderisch harten Beats den Mindstate in den Betonlandschaften von Brooklyn vor Ohren führen. In dieselbe musikalische Kerbe hauen die Clan-Member Raekwon, Inspectah Deck, Masta Killa zusammen mit Street Life im minimalistisch harten “Execute Them”, einem Paradebeispiel für den klassischen Wu-Sound: die Beats rasseln, die Samples sitzen und am Mic werden ohne Unterlass schöne Lines gedroppt. Der einzige RZA-Mic-Auftritt in “And Justice For All” gerät durch den etwas uninspiriert wirkenden Beats ein bißchen in Abseits, daran können auch Method Man und die Mannen von der Killarmy nichts ändern. Die Black Knights Of The North Star haben da bessere Voraussetzungen und auch die Ruthless Bastards (ehemals: Now-Born Assassins) überzeugen über einer reduzierten Piano-Produktion auf ganzer Linie. Den großen Glanzpunkt des Albums sehe ich in “On The Strength”. Flächendeckende Streicher, federleichte Pianoklänge, treibender Beat – ein Traum von Rapsong. Passend dazu wird mein “third eye” wird irgendwo in die dunklen Weiten ferner Galaxien katapultiert, wenn Buddah Scientific, Long Axe, Short Axe, Magic Sword und Dragonfly Father (diese Namen!) in atemberaubender Manier ihre Science-Lyrics an den Hörer bringen.
Insgesamt muss man sagen, dass vor allem die weniger bekannten Artists sind, die auf “The Swarm” punkten können. Remedy etwa, der bislang einzige hellhäutige Wu-Affiliate, meistert seinen Job ebenfalls mit Bravour. In “Never Again” besinnt er sich auf seine jüdische Identität und rappt über die Leiden seines Volkes im Holocaust. So etwas wie den Außenposten des von New York-dominierten Samplers stellen Wu-Syndicate aus Virginia dar. Musikalisch stehen Myalansky und Joe Mafia ihren Genossen jedenfalls in nichts nach: “Where Was Heaven” fragen sie verbittert und traurig, wer sich den Song einmal angehört hat, weiß auch sofort, weshalb. Die Black Knights beschließen den MC Reigen mit “Fatal Sting” und ich muss sagen, dass ich vollauf zufrieden bin. Facettenreich wie das Auge einer Biene präsentiert sich uns die Wu-Welt, in der die Leute aus dem tiefen Underground mir wesentlich mehr zusagen als die Stars, die hier und da den finalen Willen vermissen lassen.
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