Rodney O & Joe Cooley – Get Ready To Roll
Lange ist’s her: 1985 gründeten Nasty Nes und Mix-Alot in Seattle das – vielen immerhin dem Namen nach bekannte – Label Nastymix Records. Bis zur Schließung der Plattenschmiede gegen Ende des Jahres 1992 verließ so manches Hitalbum das Haus. Auch “Get Ready To Roll” zählt zu den klassischen Releases des bis heute völlig unterschätzten Labels.
Rodney O und Joe Cooley waren zum Zeitpunkt ihres Vertragsunterzeichnung bei Nastymix beileibe keine Unbekannten, hatten sie zuvor doch bereits “Me & Joe”, “Days Of Way Back” (enth. 6 Tracks vom Debütalbum, abgemischt von Joe Cooley und Egyptian Lover) sowie “The The Hard Way” veröffentlicht. Im Vergleich zu “Get Ready To Roll” machen die vorherigen Releases aber allesamt keinen Stich: hier steckt mehr Tempo und Härte drin, das Ding klingt einfach um Welten funkiger. Ob’s am zunehmenden Einfluss von Insane Poetry lag, mit denen die Beiden seit den frühen “His Majesti”-Tagen unten waren?
Von Beginn an wird alles gegeben: im eröffnenden “Hit List” lässt zuerst Rodney O die Muskeln spielen, den Rest der 2 Minuten Offensive nimmt General Jeff in die Hand, das heimliche Rückgrat des Gruppe. Im Titeltrack verlangt vor allem Psycho von Insane Poetry der Hörerschaft alles ab wenn er vom ersten Räuspern bis zur letzten Silbe volle Attacke fährt – nicht von ungefähr wurde diese Perle auch als Single ausgekoppelt. Eher gemischte Gefühle habe ich was “You Don’t Wanna Run Up” angeht: der Track hat mit Sicherheit Klasse, doch wer den (ebenfalls auf der 12″ vertretenen) Remix mit Psycho kennt wird mit der Originalversion irgendwie nicht mehr richtig warm. Interessant allerdings, dass Joe Cooley hier zum ersten Mal seinen Platz an den Tables verlässt um einen richtig harten Vers zu platzieren.
Das entspannte “Oldie But Goodie” macht prinzipiell keinen schlechten Eindruck, wird von mir aber in der Regel übersprungen. Da spricht mich das wiederum mit Psycho gastbesetzte und einem irren Beat ausgestattete “Nutty Block” schon mehr an – auch wenn das Ding mit gerade einmal zwei Versen und einer Länge von knapp 3 Minuten wieder viel zu kurz ausgefallen ist. Frisch und funky geht’s weiter wenn in “Fo Funky Stories” der Name Programm ist und man auf ein Malcolm McClaren Sample baut und auch in “Let’s Do It Like This”, “Miss Crenshaw” und “Dose Of Dope” nichts anbrennen lässt. “My Hood” geht an alle Homies in der Hood, gefällt mit einem netten Sample aus Run DMC’s “My Adidas” und zeigt uns Rodney und Joe einmal mehr in absoluter Hochform.
Doch es geht noch besser. Hinter dem Titel “DJ Nightmare” versteckt sich ein sagenhafter Diss gegen alle Gruppen die sich entweder keinen oder eben einen Stümper als DJ leisten, und als ob es einer weiteren Machtdemonstration bedurft hätte, dreht Joe zum Ende hin fast durch wenn er LL’s “Battle Anybody” bis zum Abwinken durchscratcht. Und schließlich noch ein satter Posse-Track mit Cyco, Shakespeare und Emdee “The Lyrical Pimp” – der zwar nicht ganz an das ein Jahr später auf I.P.’s “Grim Reality” vertretene “Stalking With The Nightbreed” heranreicht, aber natürlich trotzdem ganz oben mitspielt.
Ich werde wohl nie dahinter kommen warum um alles in der Welt diese Formation den Namen “Rodney O & Joe Cooley” trug – war General Jeff doch bereits seit den Tagen von “Me & Joe” mit im Boot – mit Raps, die kein bißchen weniger hörenswert waren als die seiner Partner. Kein Wunder, dass die Wege sich nach “Get Ready To Toll” trennten: Joe und Rodney schlossen sich mit Pookie Duke kurz und spielten unter dem Namen Tha Hitmen ihr nächstes Album “Here Come Tha Hitmen” ein, bei “Fuck New York” war’s dann tatsächlich nur noch eine Zwei-Mann-Show.
Spitzfindige Hüter der Rapkultur werden eine Wertung von 9 Punkten womöglich zu hoch finden, ich für meinen Teil halte mich an die hohe Hitrate und verweise auf das perfekte Zusammenspiel der einzelnen Gruppenmitglieder – das Ding ist ein Klassiker allerersten Ranges!
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