Remedy – The Genuine Article
Remedy fällt gleich in doppelter Hinsicht auf. Einmal ist da die Tatsache, dass er das erste Wu-Fam Mitglied weißer Hautfarbe ist, zum anderen sind da seine jüdischen Wurzeln und die damit verbundene Religiosität. Auf dem äußerst erfolgreichen ersten Teil der Killa Bees-Reihe, “The Swarm” reimte sich der New Yorker mit seinem Holocaust-Gedenklied “Never Again” erstmals ins Rampenlicht des internationalen Rapgeschäfts. Jetzt also sein von vielen Die-Hard-Wu-Anhängern lange erwartetes Debütalbum. Soviel schon vorweg: The Remedy kann die hochgesteckten Erwartungen an ihn und seine Musik leider nicht erfüllen.
Dafür wird auf “The Genuine Article” einfach zu vorhersehbare, harmlose und stellenweise identitätslose 08/15-Ware an den Hörer gebracht. Fängt schon in “Education” an: da kann sich Wu-Godfather The RZA noch so ins Zeug legen – die ultra-kitschigen Kinderchöre nehmen dem Song einfach den Wind aus den Segeln der angesteurten Sozialkritik-Nummer. Da soll der kriegerische “The Ambush”-Klopfer mit Wu-Tang Clan’s Cappadonna wohl Wiedergutmachung leisten – doch irgendwie ist schon nach wenigen Tracks klar, dass hier nicht mehr geht als allenfalls erträglicher Durchschnitt. Unerträglich wird die Sache dann mit Songs wie “White Boys” – die Produktion pendelt ideen- und hilflos zwischen fulminanten Stakkato-Sounds und behäbigen Langeweile-Beats, die Vocals über diesen Murks sind so grottenschlecht, dass man beinahe zu fragen wagt, wie um alles in der Welt dieser Bursche an seinen Deal gekommen ist. Da wird hier ein bisschen rumgesungen, dort das Tempo nach Belieben und persönlichem Unvermögen hin-und hergewechselt. Totalausfall.
Da muss RZA schon einen Beat der ganzen heißen Sorte auffahren, um wenigstens den Versuch von Ausbügelarbeit zu unternehmen: in dem in hebräischer Sprache betitelten “Reuven Ben Menachum” ist, man glaubt es kaum, ein geringes Etwas des Zaubers zu spüren, für den Shaolin-Releases älteren Datums stets garantierten. Da können die Neu-Ninjas mit Namen wie Solomons’s Child, Lounge Loe, Clocka und Sweetleaf (bei ihr ist’s wohl eher ein Damendolch) noch so mit ihren lyrischen Schwertern in der Gegend herumfuchteln – die einst so gefürchteten Verbalwaffen sind hier nicht mehr als stumpf und wirkungslos. Von diesem Album habe ich mir mehr erhofft. Schwach.
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