Ram Squad – R.andom A.ccess M.oney
In diesem Fall ist die Entstehungsgeschichte beinahe interessanter als das eigentliche Endprodukt – die “Sopranos” lassen grüßen, Season 1, Episode 10, um genau zu sein. Nach ein paar vielversprechenden Undergroundjahren verbündet sich Tommy Hill Ende der 90er Jahre mit Joey Merlino – damals Oberhaupt der Mafia von Philadelphia – um aus seiner Ram Squad endlich eine richtige Geldkuh zu machen. Als Testballon wird erst die Mix CD “Bankroll Fire” (1999) veröffentlicht, danach über Merlinos Kontakt Stephen “Eppy” Epstein ein Deal bei JCOR/Universal eingefädelt. Die Singleauskopplung “Ballers Up In Here” bekommt ein professionell produziertes Video, für den Remix auf der Maxi-CD werden Sticky Fingaz und Nelly (!) gebucht. Doch allen Bemühungen zum Trotz endet das Major Debüt als Totaldesaster: nur 13.000 verkaufte Copies, Rauswurf bei JCOR, Merlino geht noch im selben Jahr für 14 Jahre ins Gefängnis, Tommy Hill folgt ihm kurze Zeit später. Für die Ram Squad ein herber Karriereknick, von dem sich die Gruppe nicht mehr erholen wird.
So ganz von ungefähr kam das alles nicht, denn “R.andom A.ccess M.oney” ist ein reines Reißbrettalbum und hat mit dem Markensound der früheren Releases kaum noch was zu tun. Mit “7200” und “Kill Me For” versprühen gerade noch zwei Tracks das typische Ram Squad Flair, der große Rest ist poliert, kalkuliert, um nicht zu sagen scheißlangweilig. Und das, obwohl mit Ruggedness, DJ Miz, Don Groove und Minnesota einige Producer involviert sind, von denen man eigentlich mehr erwarten können sollte als eine Art Philly-Version des damals angesagten Ruff Ryders Sounds. Die düsteren Bretter “Dirty South” und “Bankroll” zielen offensichtlich eher auf ein Südstaatenpublikum ab und könnten in dieser Form auch gut aus Atlanta kommen – für mich schon allein deshalb zwei Highlights, weil Boy Backs hier endlich mal zeigt, was für eine Rapmaschine er eigentlich ist.
Der Rest der Scheibe ist von “Ruff, Rugged & Raw” genauso weit weg wie die Ram Squad von den Spitzenplätzen der Charts und kommt über arg klischeereichen Thug Rap der glattesten Sorte (“Sex, Sex, Money”) viel zu selten hinaus. Ein bißchen wenig für eine Gruppe, die vor gerade mal drei Jahren eine hochkarätige Scheibe wie “Thee Album Regardless” gedroppt hat. Und ein erneuter Beweis dafür, dass längst nicht jede traditionsreiche Underground-Crew mal so mir nichts, dir nichts mainstreamtauglich gemacht werden kann.
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