Rack-Lo – Thou Shalt Not Steal
Auch wenn aller Welt Augen mittlerweile auf Thirstin Howl III ruhen: der eigentliche Held der Lo-Life-Posse ist für mich Rack-Lo. Auch wenn Rack es seinem puerto-ricanischen Gauner-Freund aus alten Tagen nun nachtut und seine kriminellen Energien nur noch in musikalischer Form auslebt, so sitzen die Wurzel des Bösen doch ziemlich tief: “Thou Shalt Not Steal” besagt das achte der Zehn Gebote des Herrn – doch das scheint Rack-Lo nicht sonderlich zu beeindrucken.
Ungeachtet jeglicher copyrechtlicher (oder gar moralischer) Bedenken bedient man sich auf diesem seinem Debüt bei den Produktionsarbeiten wohl völlig ahnungsloser Kollegen. Es würde zu weit führen, eine vollständige Liste aller begangenen Eigentumsdelikte zu präsentieren, doch wenigstens beweist der Meisterdieb Geschmack, wenn er auf Beats von Gruppen wie den Gravediggaz oder The Brooklyn Zoo zurückgreift. Klar, dass Thirstin Howl sich da nicht lange bitten lässt und den ein oder anderen tollen Vers zum Besten gibt, allen voran “Life’s A Gamble”, auch wenn er hier in der Hook eigentlich nur eine Mobb Deep-Line nachrappt. Rack-Lo selbst ist aber auch einfach ein begnadeter Rapper, der schon mal seinen Klepto-Fetisch mit HipHop-Bekenner-Songs (“HipHop Lives In The Ghetto” feat. Fort Knoxx ist ein Geschoss!) kreuzt und so ganz nebenbei auch auf äußerst unkonventionelle Weise politisch Stellung nimmt. Es ist mir nicht bekannt, dass irgendein anderer MC jemals beschrieben hätte, wie er eine Zeitreise durch vergangene Jahrhunderte antritt, um jeden jemals dagewesenen US-Präsidenten auf sehr einfallsreiche Art und Weise zu exekutieren. Irgendwie nur logisch, dass gerade der “Wu-Renegadez”-Beat der Killarmy für derartige Abstrusitäten herhalten muss.
Nicht zuletzt mit diesem Song beweist Rack-Lo, dass er das Zeug zu Größerem hat – die Texte sind witzig gehalten, hinter den interessanten Flows steckt jede Menge Dampf und zu allem Überfluss kann er auf starken Support seiner am Mikrophon erstaunlich guten Homies zählen. Von Richie Balance über Noise und El-Tyshiek bis hin zum wie schon gesagt mehrmals vertretenen Thirstin (ja, auch er überzeugt!) – auf “Thou Shalt Not Steal” passt alles bis ins letzte Detail. Über nicht weniger als 23 Tracks gibt’s die volle Hardcore-Dröhnung; und wer nach diesem Album immer noch behauptet, Brooklyn’s Underground-Szene sei tot, kennt wohl die falschen Gruppen. Es wird sicher vollkommen im Sinne des Königs der Diebe sein, wenn man es in diesem Fall mit The Coup hält: Steal This Album!
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