Qwel & Maker – The Harvest
Nach “If It Ain’t Been In A Pawn Shop…” und “The Rubber Duckie Experiment” legt Qwel von den Typical Cats aus Chicago mit “The Harvest” bereits sein drittes Soloalbum vor. Für die Instrumentals auf diesem neuesten Werk aus der Galapagos4 Schmiede wurde der Producer Maker engagiert. Sobald der kurze Intro-Beat verklungen ist und Qwel losgelegt hat, wird klar, dass der Herr eine Menge zu erzählen hat. Ohne Punkt und Komma rattert er seine Lyrics teilweise herunter. Das kann sich zwar durchaus hören lassen, da selbige durchgängig wohlformuliert und in extravagante Reimschemata verpackt sind. Doch leider fehlt es bei Qwel stimmlich etwas an Durchschlagskraft. Außerdem tritt wieder das altbekannte Problem der Verständlichkeit der Lyrics auf.
Immerwieder erwischt man sich dabei, wie man aufmerksam der CD lauscht, um sich dann auf einmal zu fragen, worüber Qwel überhaupt gerade redet. Ohne Frage sind die Lyrics auf aller höchstem Niveau verfasst und inhaltlich interessant, wie man sich bei genauerer Analyse schnell überzeugen kann. Doch die besten Lyrics bringen nichts, wenn sie durch die Vortragsweise an sich unverständlich werden oder in Wortspielen ertränkt werden. Kein Wunder also, dass die langsameren Tracks der CD, auf denen auch Qwel flow-technisch ein paar Gänge runter schaltet, mir am meisten zusagen. Bestes Beispiel: “A Little Something” (Anspieltipp!). Es drängt sich beim Konsum des Albums übrigens schnell der Vergleich zu Sole von Anticon auf. Wer dessen Art der Lyrik mag, der wird auch an Qwel seine Freude haben, wobei letzterer allerdings glücklicherweise eine Ecke verständlicher ist als sein Kollege von Anticon. Voraussetzung ist aber natürlich die Lust, sich näher mit den Lyrics zu befassen. Thematisch ist die CD sehr vielseitig und interessant. Amerika und dessen Einwohner sowie die Plattenindustrie kriegen ihr Fett ebenso weg wie Satan höchstselbst. Ferner werden Storytelling auf höchstem Niveau, abstraktes und auch persönliches geboten. Als Beispiel für Qwels Talent als Lyricist möchte ich hier den Track “Chicago ’66” anführen, bei dem ein Zuhälter, der mit einer Prostituierten redet, als Metapher für die Plattenindustrie dient, die mit einem Künstler spricht. Die musikalische Untermalung von Maker kann als durchweg gelungen und zweckmäßig bezeichnet werden. Mal treibend, mal zurückgelehnt, mal verträumt, mal leicht kitschig – für jeden Anlass hat Maker etwas passendes zu bieten.
Abgesehen von gewissen Verständnisschwierigkeiten in Bezug auf die Lyrics, die besonders bei den schnellen Tracks auftreten, gibt es bei diesem Release also nicht viel zu meckern. Wer Rap für den Kopf à la Anticon mag, kann mit dem Kauf dieses Album nicht viel falsch machen. Inhaltlich ist es stark und musikalisch im besten Sinne solide.
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