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Prozak – Tales From The Sick

Die Arbeitsteilung bei Strange Music läuft wie geschmiert: Tech N9ne und Krizz Kaliko geben die mal mehr, mal weniger psychopathischen Clowns; Snug Brim, Skatternman und Kutt Calhoun bleiben dem Street Rap treu – und mit Grave Plott und jetzt Prozak hat man auch für die Freunde von Horror- und Wicked-Rap etwas im Angebot. Der aus Saginaw/Michigan stammende Prozak ist als Mitglied von Bedlam und Project Deadman bekannt geworden – sein über Long Range Distribution gedropptes Solodebüt “Aftabirth” aus dem Jahr 2003 fand dagegen nur in innersten Fankreisen Abnehmer. Jetzt hat sich Tech N9ne’s Label Strange Music also auch die Solodienste des passionierten Hobbyfilmers gesichert: “Tales From The Sick” ist nicht nur das bislang beste Projekt von Prozak sondern auch das erste große Label-Highlight des Jahres.

Die wichtigste Erkenntnis ist dabei wohl, dass Prozak die Zeichen der Zeit erkannt hat und seine Musik neuerdings für die verschiedensten Einflüsse geöffnet hat. Das heißt: weg vom klassischen Horrocore, hin zu mehr Abwechslung und einer schönen Bandbreite an Produktionsstilen. So kommt es, dass es hier neben gitarrenlastiger Kost wie “Coroporate Genocide”, “Bombs Away” und “Holy War” mit dem Kollegen Mike E. Clarke von Project Deadman auch Produktionen von Gee Pierce, The Legendary Traxster und Seven sowie Gastauftritte von Bizarre, King Gordy, Cypress Hill – und im grandiosen “Why???” sogar Twista zu hören gibt. Prozak selbst fällt bei diesen Gästen mit seiner donnernden, aber ein bisschen behäbigen und unbeweglichen Bassstimme zwar immer mal wieder ein wenig ab, hält uns dafür aber mit umso interessanteren Lyrics bei der Stange. Der selbsternannte “Hitchcock Of HipHop” (den Titel hat auch schon Mykill Miers für sich in Anspruch genommen) spannt den Bogen von Drogengeschichten über Sozialkritik bis hin zu gut aufgelegten Sick-Raps, ohne dabei auch nur für den Bruchteil einer Sekunde in irgendwelche Plattitüden abzurutschen.

Ganz im Gegenteil: das morbid-düstere Kopfkino des Aufsteigers gehört zu den interessantesten Erfahrungen des laufenden Veröffentlichungsjahres und stiehlt nicht nur in seinen besten Momenten Tech N9ne’s “Killer” locker die Show. Das wandelnde Maschinengewehr aus KC ist natürlich gleich mehrmals vertreten – wie auch Krizz Kaliko, der mit einigen dunklen Rap-Singsängen punkten kann und so indirekt noch einmal beweist, wie weit er auf seinem eigenen Album “Vitiligo” hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben ist.

Als besonderen Bonus gibt’s eine umfangreiche DVD obendrauf: neben einer gut einstündigen Doku über Prozak und den Aufnahmeprozess von “Tales From The Sick”, zahlreichen Interviews mit unter anderem Tech N9ne, Travis O’Guin, Kaliko, Insane Clown Posse, Dayton Family, bekommen wir auch drei Video Clips zu sehen – youtube zum Trotz! Wo “Last Breath” und “Trapped” vom “Self Inflicted” Album mit Project Deadman noch einen amateurhaften Charme versprühen, macht die Singleauskopplung “Good Enough” rein videotechnisch schon sehr viel mehr her und gefällt mit einer herrlich grotesken Storyline. Schade bloß, dass die Musik dazu einen stark poppigen Eindruck macht – sehr viel mehr gibt’s an diesem starken Album aber auch kaum zu kritteln.

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