Proe – Perfect
Mit seinem 2. Release welches – genau wie sein Debüt “Tags On The wall” aus dem Jahre 2003 – über das ortsansässige Label Rec-Label Records releast wurde, versucht der 20jährige Derek “Proe” DeLong laut eigener Aussage seiner Heimatstadt Santa Cruz endlich einen Platz in der Rapwelt zu verschaffen. Das dies kein einfaches Unterfangen wird dürfte klar sein, kennt man Santa Cruz doch meist nur im Zusammenhang mit Kutmasta Kurt oder als Surf-Mekka, angesiedelt zwischen San Francisco und Los Angeles.
Ungeachtet der schwierigen Aufgabe wird dieses Vorhaben gleich mit dem etwas hochtrabend klingenden Albumstitel “Perfect” angegangen. Eine Besonderheit ergibt sich dann beim Blick ins Booklet. Nicht nur das bis auf die obligatorische Frauenunterstützung für die Hooklines komplett auf Gäste verzichtet wurde, nein es wurden auch alles Songs von Proe selbst geschrieben und produziert. Befürchtungen das dies der Abwechslung abträglich sein könnte, bleiben unbegründet, denn Proe schafft es in Sachen Beats eine erstaunliche Vielfalt zu bieten. Die Beatpalette geht von sehr rocklastigen Nummern wie “The Prelude” oder “Cages” über richtig schön melodische Stücke mit klassischen Einflüssen (“Big Step, Little Step”; “Sixty Six Seconds”) bis hin zu reichlich experimentellen Sachen wie dem gewöhnungsbedürftigen “Who The Fuck Is Proe” bei dem Country mit Elektro kombiniert wurde. Inhaltlich wird einem alles andere als Einheitskost vorgesetzt. Im Openingtrack “The Prelude” gibt es gleich mal ein paar unmissverständliche Ansagen wie “now welcome to the sound of the american youth where Hip Hop and Rock’n Roll is the only voice we can use”.
Die Battleschiene wird dann mit “Big Step, Little Step” auch gleich weitergefahren. “We gonna make it if it’s gonna take a million miles..” bringt es wohl am besten auf den Punkt. Nachdenklicher geht es dann schon in “Move” zu wenn Proe vom niederbrennen aller Brücken spricht und sich am Ende selbst als “an old man with a mic in his hands that loves drunks” sieht.
“Perfect” gilt dem Streben nach Perfection und den damit verbundenen Vorteilen, alles aus einer recht sarkastischen Sicht. Von sehr philosophischen Dingen handelt dann “Cages”. “I fly high above, tell me which way to follow” fordert eine kreischende Stimme in der Hookline und ein sehr nachdenklicher Proe erzählt von den Zweifeln die ihn täglich plagen. “Sixty-Six Seconds” dreht sich um das Abschiednehmen. Zeilen wie “so in 66 seconds I’ll be saying goodbye / so in 33 I gotta make you understand why” kommen einfach gnadenlos ehrlich und die schön eingesetzten Bläsersamples passen gut zu diesem sehr ausdrucksstarken Lied. In “Fake Love” gibt Proe ein paar persönliche Erlebnisse mit Frauen zum Besten, die ihn erst mochten als sie von seinem Rapper-Dasein erfuhren. “Till it Breaks” setzt sich mit einer verflossenen Liebe auseinander. Ein enttäuscht klingender Proe rappt auf einen sehr melancholischen Beat über Missverständnisse und das Glück vergangener Tage. Auf den dezenten Einsatz der Streichersamples gegen Ende des Liedes hätte man hier ruhig öfter zurückgreifen können, aber nichtsdestotrotz für mich ein Highlight des Albums.
Als Rapper kann mich Proe leider im Großen und Ganzen nicht so überzeugen wie als Produzent. Mit seinem manchmal recht gelangweilt klingenden Standardflow bleibt er meist im Schatten seiner Beats zurück. Hier hätte er sich ruhig ein Stück der Experimentierfreude bei den Beats abschneiden können und so bleibt leider “Perfect” das einzige Lied in dem er etwas anders, etwas schneller flowt. Unterm Strich ein richtig gutes Rapalbum. Erfrischend experimentell und abwechslungsreich. Einzig und allein bei den Raps mangelt es hier ein bisschen. Als einziger Rapper auf dem Album hätte da allerdings etwas mehr kommen müssen.
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