Poetic Menace – The Dawning Of Terror
Der Name Poetic Menace ist hierzulande kaum bekannt, und das, obwohl der MC aus Detroit bereits 1992 eine erste 12″ mit dem Titel “Rymezof (Daassassin)” auf den Markt brachte. Danach kam allerdings nicht mehr viel. Hier mal ein Track und dort einer – bis der Mann sein offizielles Debüt fertig hatte, sind nicht weniger als 16 (!) Jahre vergangen. Doch die lange Wartezeit hat sich gelohnt: “The Dawning Of Terror” ist wohl eines der interessantesten 2008er-Releases aus der Stadt.
Eraofterror: Sehr düsteres Intro, viele kurze Sprachfetzen, dazu Scratches von keinem Geringeren als DJ Lenn Swann. Eines steht jetzt schon fest: das wird keine Bierzeltscheibe.
I’m Here Now: Poetic meldet sich zu feierlich getragenen Klängen zurück. Sein Markenzeichen: eine tiefe, voluminöse Stimme, die natürlich perfekt zu solchen Produktionen passt.
Alias: Gleich der zweite Track in Folge, den Big Coop produziert hat. Guter Stoff mit sägenden Streichern und einem in aller Seelenruhe loswalzenden Poetic Menace, der gleich nochmal auf seinen Oldschool Status pocht.
The Tru-Ness: Überflüssiger Skit, in dem es darum geht dass die Hip Hop Community zu einer gemeinsamen Sprache zurückfinden muss.
Situations: Ganz großes Kino jetzt … die Produktion von Tom-Boy vereint einen Mid-Tempo-Beat, flächige Sounds und flirrende Gitarren, Poetic packt dramatische Straßengeschichte aus der Inner-City drauf – fertig. Da stört noch nicht einmal Gastsänger Diamonte.
Rules Of Engagement: Zum ersten Mal wird das Tempo angezogen: wieder ein sehr melodischer Track, wobei der Bass gut ein bißchen mehr Wumms vertragen könnte. Solider Gastvers von Arsenal, aber nichts was wirklich hängenbleibt.
Khadijah: Gleich noch ein Storytelling-Track, diesmal über ein Mädchen namens Khadijah: “she’s in the land of the lost and she’s not coming back”. Wieder ein 1a-Beat von Tom-Boy und auch an die regelmäßigen Gesangseinlagen hat man sich mittlerweile gewöhnt.
Darisin’Dawn: schöne Interlude mit Spoken-Word-Auftritt von Yale Ejoma, wobei der starke afrozentrische Einschlag des Albums schon etwas aus der Zeit gefallen wirkt.
Cliche: Ordentlicher Track, hier sind es vor allem die Gäste die für Abwechslung sorgen. Ob das nun die Rapperin D.S.-Sense ist oder der Reggae-Artist Robert Wickett auf der Hook – Poetic Menace alleine hätte in diesem Track vermutlich etwas farblos gewirkt.
Dacumup: Diese Telefon-Skits sind sowas von überflüssig, hört sich den Scheiß überhaupt jemand an? Skip it!
Come Feel This: Eher ein Lückenfüller, wieder mit Gesang auf der Hook. Die Nummer dudelt so vor sich hin, was auch daran liegt, dass die Lyrics hier sehr austauschbar sind.
G.E.M.: Erneut eine Ladung Spoken Word, diesmal von D.S.-Sense, der Rapperin aus Track #9. Diese kurzen Verschnaufpausen machen sich gut auf dem Album.
They Gotta Have It: Musikalisch jetzt mal was ganz anderes jetzt, ein sehr jazziger Song, mit smoothen Bläsern und dezentem Gesang von Antoinette Cohill. A Tribe Called Quest goes Jazzkeller, so ungefähr…
Throw Ya Hands Up: Ein älterer Track, aufgenommen bereits 1996. Dunkler, dichter Sound mit einem straight nach vorne gehenden Beat. Der Chorus bleibt hängen, der Rest schafft’s nur ins Kurzzeitgedächtnis.
Who Created This Reality: Schnipsel aus einem Radiointerview mit dem Detroiter Stadtrat Kwame Kenyatta, welcher der weißen Raphörerschaft vorwirft, die schwarze Jugend in Ghettoklischees zu treiben. Eine strittige These.
Wut Really Matters: Poetic Menace springt gleich auf den vorhergehenden Skit an und fragt nach den wesentlichen Dingen des Lebens. Sehr gute, nachdenkliche Lyrics, musikalisch leider nicht der beste Song des Albums.
Ms Diamond: Nervtötend bis belangloser Track mit einer schwachen Hook. Rein reimerisch geht natürlich auch diese Nummer in Ordnung, aber das Album wäre auch ganz gut ohne sie ausgekommen.
Rites Of Passage: Schon wieder eine Interlude, hynpotisches Gesäusel trifft auf Predigersample. Ein bißchen zuviel des Guten für meinen Geschmack, aber ohne solche Momente scheint es hier nicht zu gehen.
W.A.R (We Are Ready): … und der krasse Stimmungsumschwung folgt auf den Fuß. Aggressive Töne diesmal, allerdings direkt wieder eine Interlude! Da baut sich der Song schon so schön auf, man wartet darauf, dass gleich der Beat reinplatzt, und dann – nichts.
T.H.R.E.A.T.: Dieser Track leistet etwas Entschädigungsarbeit. Wieder eine alte, 1996 entstandene Aufnahme mit ruppigen Raps und wogenden Streichern. Allerdings setzt der Beat erst ab der zweiten Minute ein, was den Song eher wie ein überlanges Outro wirken lässt.
Vor allem zum Ende hin verliert “The Dawning Of Terror” viel von seiner anfänglichen Klasse: politisch aufgeladene Skits mögen ihre Berechtigung haben – solange sie sich im Rahmen halten. Prinzipiell kann ich dem Sound von Poetic Menace viel abgewinnen, aber er hätte schlich und einfach noch ein paar Tracks aussortieren sollen, dann wäre auch locker ein höheres Rating drin gewesen.
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