Paris – Sonic Jihad
Paris hatte schon immer eine Vorliebe für anstößige Artworks: man erinnere sich nur an das Bild der blutüberströmten Cops im Booklet von “Guerilla Funk”. Diesmal zündet er die ultimative Bombe und zeigt das berühmt gewordene letzte Flugzeug von 9/11, das sein Ziel, das Weiße Haus in Washington, bekanntlich nie erreichte – entschärft einzig durch einen in zurückhaltendem Schwarz gehaltenen Pappschuber samt Warnaufdruck. Man kann über eine so schwerwiegende Symbolik sicher geteilter Meinung sein, nicht zuletzt weil Al-Quaeda an diesem Tag auch Werte attackierte, die Paris möglicherweise selbst vertritt.
Davon abgesehen: wer, wenn nicht er, kann sich ein solches Cover erlauben? Im Gegensatz zu vielen anderen der jungen Wilden, die in den Frühjahren des Rap gegen das System wetterten, hat sich der Aktivist aus San Francisco seinen Zorn auf die gesellschaftlichen Zustände immer bewahrt und sich niemals irgendeinem schnelllebigen Trend an die Brust geworfen. Nicht von ungefähr hat kaum ein Polit-Rapper ein vergleichbares Standing – die Gastauftritte von Public Enemy, Dead Prez und Capelton kann man getrost als Respektbekundungen verstehen.
Die umstrittene Politik von Präsident George W. Bush ist freilich ein gefundenes Fressen für den sogenannten “black panther of HipHop”, und auf “Sonic Jihad”, seinem mittlerweile fünften Album, liest P-Dog dem Texaner in aller Ausführlichkeit die Leviten. Nach “Ave Bushani”, einem Intro, das nun wirklich jeden Rahmen sprengt und am besten gleich zu einem kompletten Track ausgebaut worden wäre, lässt die Einmannarmee eifrig den Lauf glühen. “Field Nigga Boogie”, “Sheep To Slaughter” und “What Would You Do” sind furiose, verbitterte Hassattacken auf die konservativen Machthaber in Washington. Mit “How We Do” und dem hochkarätigen “Lay Low” beweist Paris dagegen, dass er trotz allem den Struggle des kleinen Mannes nicht aus dem Blick verloren hat.
Produktionstechnisch ist man wie gehabt voll auf der Höhe der Zeit: großen Respekt dafür, wie sich hier ein roter musikalischer Faden durch eine ganze Rapkarriere zieht und der klassische Paris-Funk in modifizierter Weise auch heute noch funktioniert. Alles im Lot also bei Guerilla Funk Recordings, mit politisch brisanten Messages, wütend herausgerotzten Raps und gut groovenden Beats. Die Revolution kann kommen, der Soundtrack steht schon. Oder besser: noch immer.
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