Paris – Acid Reflex
Kann man ein Album von Paris wirklich schlecht bewerten? Immerhin steckt dauerzornige Meinungstreiber in Sachen Lyrics die meisten vergleichbaren Artists locker in die Tasche – und mit seinem unverwechselbaren Guerilla Funk Sound hat die Raprevolution auch eine angemessene Marschmusik. Und trotzdem: fünf Jahre nach dem habenswerten “Sonic Jihad” macht der “black panther of HipHop” einen etwas zahnlosen Eindruck. Wo seine letzten Großprojekte – “Rebirth Of A Nation” mit Public Enemy, die “Hard Truth Soldiers” Compilation und die Produktion für T-K.A.S.H.’s Album – noch nichts in der Richtung ahnen ließen, hat man auf “Acid Reflex” nun erstmals das Gefühl, dass die Revolution etwas auf der Stelle tritt.
Der Zeitpunkt für eine Schwächephase ist denkbar ungünstig: ausgerechnet im Wahljahr macht hier einer schlapp, der seit gut zwei Jahrzehnten noch jedes Geschehen im Politzirkus so bissig wie zeitnah kommentierte. Und wie man ihn kennt, wäre es Paris sicher kein kleines Vergnügen gewesen, den heißgehassten George Bush mit einigen wohldosierten Verbalkinnhaken in die Politrente zu verabschieden. Dabei gibt’s an den Texten selbst wenig auszusetzen: er hat schon nachhaltigere Zeilen verfasst, sicher, doch wenn der Kontroversling aus San Francisco die Feder schwingt, hat es bekanntlich noch nie an klaren Worten gemangelt. Auch raptechnisch gibt man den Routinier – es sind einzig und allein die Beats die “Acid Reflex” ins Mittelmaß runterdrücken. Man wird das Gefühl nicht los, dass alles so oder so ähnlich schon mal gehört zu haben, es fehlt dem Album an echten Reißern, an Tracks wie “One Time Fo Ya Mind”, “The Days Of Old” oder, neuer, “Field Nigga Boogie”. Das ist umso gravierender, als dass Paris erst vor ein paar Monaten mit Bravour die gesamte Produktion für “Turf War Syndrome”, das Albumdebüt seines neuen Intimus T-K.A.S.H., besorgte. Der ist hier zwar gleich dreimal vertreten, kann aber genauso wenig Akzente setzen wie die unkaputtbaren Chuck D und George Clinton.
Für Paris’ Verhältnisse ist “Acid Reflex” ein sehr durchwachsenes Album geworden, dem es an Leidenschaft und neuen Ideen fehlt. “Rebels Without Applause” heißt hier ein Track – und tatsächlich, bis auf ein paar Anstandsklatscher gibt’s für Paris diesmal nicht viel zu holen.
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