Overdose – Shock Therapee

Ein ziemliches untypisches Album aus dem weiteren Kreis von MC Breed’s DFC Family: im Gegensatz zu den meisten lokalen Releases springt “Shock Therapee” nicht auf den G-Funk-Zug auf, sondern schlägt einen eigenen musikalischen Weg ein. Die drei Hauptbeteiligten kommen natürlich alle aus Flint/Michigan und sind auch auf dem Cover zu sehen.

Erstens: Overdose, von dem es angriffslustige, facettenreiche Raps zu hören gibt, die immer feste den Finger in politische Wunden drücken. Zweitens: DJ Phunky Psychotic, der nicht nur mit Samples von Isaac Hayes bis Funkadelic arbeitet sondern auch alle Instrumente selbst einspielt und sich dabei soundlich unüberhörbar Richtung Ostküste orientiert. Und drittens: der frisch aus dem Knast entlassene, am Co-Mixing beteiligte Redbone, für dessen 1995 gedropptes Album “Troublesum Hard” das Trio wenig später gleich noch einmal zusammen im Studio war.

“Shock Therapee” startet direkt mit einem dicken Doppelpack: das jazzig unterfütterte “Born 2 Dis” gefällt mit rumpeligem Beat und einem Bombenfeature von A.N.T., in “Lost (Mixxamadness)” werden wütende Politraps auf eine Bassline der monströsesten Sorte geklatscht. Und es soll nicht die letzte gewesen sein – man höre nur “Slammdunkin Muphukkaz”, “Sonuva Thouzun Maniax”, “It’z Da Mf’in Overdose” oder das zur Abwechslung auch mal gut größenwahnsinnige “Livin’ Sorta Phat”. Mindestens genausoviel Eindruck hinterlassen die Anti-Hymne “City Of Flint” und “There R Da People” mit ihren deprimierenden Ghettogeschichten über Crackopfer, Kinderschänder, Straßenhuren und Waffengewalt.

Nicht unbedingt schlechte, aber unauffälligere Songs wie “Talkin’ Att Shitt” oder “Da Hornz” fallen bei dieser Masse an Hits nicht groß ins Gewicht. Kantiger, rougher, New York-inspirierter Sound und ein Rapper, der nicht nur etwas zu sagen hat, sondern auch weiß wie er’s anstellen muss: wer ein Flint-Album der etwas anderen Art hören will, sollte sich “Shock Therapee” auf keinen Fall entgehen lassen.