Oak Cliff Assassin – Super Crunk
Keine Ahnung, welche Laus dem Mann über die Leber gelaufen ist. Doch Oak Cliff Assassin scheint sich tatsächlich in die Vorstellung hineingesteigert zu haben, dass ATL-Crunk-Superstar Lil Jon seinen Style von ihm abgekupfert hat – und will mit diesem Album die Verhältnisse wieder geraderücken. Der Vorwurf ist ziemlich lächerlich, zumal man den “What?”-, “Yeah”- und “Okaaay”-Schreihals nun wirklich nicht mit dem in Verbindung bringen würde, was Oak Cliff Assassin und seine Lock Down Inmates bis dahin so getrieben haben. Das Stimmvolumen der beiden scheint ihre einzige Gemeinsamkeit zu sein. Den hier vertretenen Diss “Fuck Lil John” kann man sich also ruhigen Gewissens in die Haare schmieren, obwohl das Teil musikalisch noch mit am meisten hermacht.
Viel schwerer wiegt nämlich die Tatsache, dass unser Dallas-Urgestein seinen bewährten Qualitätssound an den Nagel gehängt hat und sich jetzt lieber einem extrem kurzlebigen Trend an den Hals wirft. Keine Frage, die letzten Releases aus dem Lager der Inmates klangen so gut wie identisch und OCA’s letztes Album “Target Practice” war auch nicht unbedingt ein Ruhmesblatt – doch warum so ein extremer Soundwechsel? Die Entwicklung deutete sich schon auf Kanine’s “West Dallas Virus” an, an das “Super Crunk” jetzt nahtlos anknüpft. Der neue Lockdown-Sound gibt sich glattgestrichen und club-orientiert, von den heiserstimmigen Abmurksphantasien der früheren Alben ist nicht mehr viel übrig geblieben. “Throwed In Da Club” statt “Mass Murder On The World” – das scheint das Gebot der Stunde zu sein.
Zugute halten muss man Oak Cliff Assassin, dass er auch nach über fünfzehn Jahren im Rapspiel seine Stimmpower nicht verloren hat. Tracks wie “4 Dey Ever Done It” oder “Same Click” lässt man einmal zum Basscheck in der Karre durchlaufen, hat sie dann aber auch relativ schnell wieder vergessen. Auch die zumindest den Namen nach über jeden Zweifel erhabene Gästemeute kann das Ding nicht mehr retten. Ganz im Gegenteil, es tut fast schon weh, mitanzuhören, wie ausgewiesene Psychopathen wie Kanine und Strict-9 hier über glatt gewichsten Beats wohl das letzte Pulver ihrer mehr oder weniger erfolgreichen Karrieren verschießen.
Als kleinen Bonus, und weil sich sonst wahrscheinlich keiner groß für “Super Crunk” interessiert hätte, hat man das Ding denn auch gleich zu einem 3-CD-Set ausgebaut. Auf zwei Bonusdiscs lässt man die größten Momente der OCA/LDI-Historie Revue passieren. Eine gute Sache vor allem für Neufans, weil hier wirklich von allem ein bisschen präsentiert wird und auch unbekanntere Releases wie “Small Town Hustlaz”, “Dirtytown Dallas” und die “Lock Down Correctional Facilities” Compilation nicht vergessen wurden. Schon dumm allerdings, wenn das Zusatzmaterial das eigentliche Album aussticht. So schlecht war er noch nie!
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