Mobb Deep – The Infamous
Nach ihrer völlig überflüssigen Jugendsünde “Juvenile Hell” ließen sich Havoc und Prodigy nicht lumpen und heizten mit dem mir hier vorliegenden Nachfolger “The Infamous” erst richtig ein. Es sind in erster Linie die Produktionen, die einfach nicht wiederzuerkennen sind: zum größten Teil wurde selbst Hand angelegt und damit das bewundernswerte Kunststück vollbracht, sich einen unverwechselbaren, oft kopierten und doch nie erreichten Sound anzueignen.
Mobb Deep 1995: der Name steht für reduzierte Beats mit wundersam eingängigen Snares und dem völligen Verzicht auf überflüssige, wohl ohnenhin nur störende andersweitige Spielereien. Die Bezeichnung “schnörkellos” passt wie die Faust aufs Auge. Beklemmend dunkel, von Zeit zu Zeit melancholisch präsentieren sich die Tracks und gelegentliche Aussetzer wie das mit Q-Tip (von A Tribe Called Quest) eingespielte “Drink Away The Pain (Situations)” fallen angesichts der klaren Übermacht grandioser Klassiker einfach nicht weiter ins Gewicht. Wo doch vor allem Prodigy die Verse seine Lebens droppt, sei es im von bedrückender Schwere gezeichneten “Q.U. Hectic”, im musikalisch skelettierten “Party Over” (mit Support von Big Noyd) oder im auf der Spitze des Berges angesiedelten, zur hundertfachen Samplevorlage geradezu prädestinierten Super-Hit “Survival Of The Fittest” wo desillusionierte, hoffnungslose Lines ungeahnt tiefe Eindrücke hinterlassen. “There’s a war going on outside no man is safe from / you could run but you can’t hide forever / from these streets that we done took / you walking with your head down scared to look / you shook, cause ain’t no such things as halfway crooks […] I’m goin out blastin’ taking my enemies with me / and if not they scarred so they will never forget me / Lord forgive me the hennessey got me not knowing how to act / I’m falling and I can’t turn back” – heißt es hier in schlicht gänsehauterregender Intensität.
Es war einfach ihr Jahr – alles passte wie es passen sollte, die Gäste Nas, Raekwon The Chief, Ghostface Killah der mehrmals vertretene Big Noyd gaben alles und fügten sich willig ins 16-teilige Puzzle morbider Phantasien; die (fast) lückenlose Aneinanderreihung von bis auf den heutigen Tag unvergessenen Songs spricht eine mehr als deutliche Sprache. Eines der ganz großen Alben der Rap-Historie. Wer sich das entgehen lässt, verpasst das Beste. Infamous!
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