Mistayuk featuring Close Range – Back In The Hood
Almighty Records, Killenium Music, Dogg ‘Em Out Records, In God’s Hands, 2010 Records, Iced Out Records und, und, und… Mistayuk war im Lauf seiner Karriere schon mit halb Pittsburgh im Studio. Nur auch mal ein eigenes Album zu droppen, das scheint er irgendwie vergessen zu haben. 2004 ist es dann endlich soweit. Von den alten Connections lässt sich aus unerfindlichen Gründen keine einzige auf “Back In The Hood” blicken. Dafür kann Yuk seine Gruppe Close Range präsentieren und mit wieder mal stark southlastigen Beats auch sein Können als Produzent unter Beweis stellen. Wir gehen Track für Track durch.
Throw It Up: Eine boxen-zerballernde, düstere Crunkbombe zum Auftakt, sowas bekommt man aus dem Osten nur selten zu hören. Soul Snatcha und Tony Nucklez legen vor, Mistayuk hat kommt als letzter und rollt das Feld mit einem Vers der absoluten Vernichtung von hinten auf. You on that weak shit, boy? You better shut your mouth!
Not Da’ Holiday Inn: Kleiner Ausflug ins humoristische Fach jetzt. Fire fungiert als Stichwortgeberin, denn Yuk hat Drama mit den Damen. Entsprechend frotzelnd fallen seine “Beziehungstipps” aus. Dumm, stumpf, lustig.
Where We From: Eine Hymne auf die Stadt, die sie da drüben oft nur Clipsburgh, Pistolvania nennen. Soul Snatcha und Yuk wissen warum – “they different, they kill first – then they go make raps”. Vor allem den melodischen Mook hätte man auf dieser Scheibe gerne ein paar Mal öfter gehört. Guter Stoff.
When You’re Hot: Blaze ist nicht die einzige, aber die beste Rapperin aus dem gar nicht mal so kleinen Close Range Camp mit seinen insgesamt mehr als zehn Mitgliedern. Der lockere Gitarrenbeat ist ein Selbstläufer, auch wenn inhaltlich ganz im Sinne des Titels vor allem eines produziert wird: heiße Luft.
Kiss My Ass: Eigentlich kein so schlechter Track, basslastig und autotauglich, könnte in dieser Form auch aus Texas sein. Der wunderbar gelangweilte Ski verbucht einen kurzen, aber guten Auftritt, nur die hingeleierte Hook vermiest den Gesamteindruck ein bißchen.
Bury Me: Mistayuk hat die perfekte Stimme für solche Struggletracks und auch bei den anderen kommt jetzt mal ein bißchen mehr Tiefe ins Spiel. Unglücklicher Beat allerdings, bei dem das smoothe Soulsample und die kantigen Drums nicht so wirklich zusammengehen.
Hate The Fact: Wenn es hier etwas zu hassen gibt, dann vor allem den Fakt, dass dieser Track ohne die tausendfache Titelwiederholung eigentlich ein Lückenfüller der besseren Sorte gewesen wäre. Anstrengend.
Let’s Fight: Apropos southlastig – Tony Knucklez kommt direkt aus Nashville und ist auf dieser Scheibe neben Soul Snatcha der am häufigsten zu hörende Rapper der Crew. Yuk scheint große Stücke auf ihn zu halten, sonst gäbe es wohl keinen exklusiven Solotrack. Auch wenn der im Vergleich zum Rest der Scheibe eher durchschnittlich ausfällt.
Dressed In Black (2004): Mit der altmodischste Song des Albums. Stoisch schleppender Beat, melancholische Gitarren, harte Raps. Der kurz zu hörende Murda 1 ist zum Zeitpunkt des Releases schon tot, wobei der Song eh Soul Snatcha gehört, der seinem Namen alle Ehre macht und im Don’t-Give-A-Fuck-Tonfall böses Zeug erzählt: “I stab a pregnant bitch dead in her gut / just because the stupid ho ain’t giving up the bud”. Uff.
Buy Dat, Cook Dat: Schöner, wenn auch etwas pragmatisch produzierter Track, in dem es zur Abwechslung mal ein bißchen Tongue Twisting zu hören gibt. Wäre ohne den verschenkten Gesangsvers der krähenstimmigen Candy gleich nochmal eine Ecke besser.
Kolumbia: Intros, in denen kolumbianische Drogenbosse mit gefaktem Akzent Exekutionsbefehle geben, sind prinzipiell ja eine gute Sache. Raps über das internationale Rauschmittelgeschäft oft auch. Nur: was um alles in Welt hat sich Yuk bei diesen nervtötenden Kinderstimmen im Hintergrund gedacht?
In The Projects: Ein bißchen Namedropping in Sachen PGH Projects hat der Scheibe ja irgendwie noch gefehlt. Dazu eine mächtige Bassline und Mistayuk im Bossmodus: nicht sonderlich kreativ – aber geil.
The Koliseum: Eine Produktion von Gritty ausnahmsweise, und was für eine! Filmsamples, Schlachtfanfaren, perfekt drückende Bassline. Gladiator type shit und so. Einziges Minus: Rosa Villa bringt nicht genügend Aggressivität auf den Beat.
Life Goes On: Und jetzt wird’s doch nochmal persönlich, sehr sogar. Verse voller Tränen und Traumata, da darf das obligatorische Klaviergeklimper natürlich nicht fehlen. Kudos für die ehrlichen Lines, aber: nach diesem “Koliseum”-Spektakel gerade der falsche Track an dieser Stelle.
Sowieso, das Timing. “Back In The Hood” mit dieser Besetzung nur ein paar Jahre früher und wir würden womöglich von einem lokalen Klassiker sprechen. So bleibt’s ein auf alle Fälle sehr abwechslungsreiches Scheibchen, das sich zumindest in Pittsburgh zu den besseren G-Rap Releases des Jahres 2004 zählen lässt. Das ist schon mehr als man erwarten konnte.
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