MF Grimm – The Downfall Of Ibliys: A Ghetto Opera
MF Grimm, der gefallene Engel? Nun, vielleicht gibt uns seine Lebensgeschichte Aufschluss, mit der man ganz ohne Zweifel genug Stoff für einen Blockbuster hätte: Anfang der 90er ist der Grimm Reaper ein aufstrebendes Raptalent aus Queens, das von Zeit zu Zeit auf Battles oder bei Rapjams von sich hören lässt. Es kommt zu Gastauftritten auf Kool G. Raps “4,5,6”, weitere Zusammenarbeiten mit Größen wie beispielsweise Large Professor sollen folgen. Dann die Wende: Grimm, immer wieder in Streitereien und Schießereien verwickelt, wird auf offener Straße von über zehn Kugeln durchbohrt, verliert vorübergehend sein Augenlicht und ist seitdem an einen Rollstuhl gebunden. Angetrieben durch seine gegenwärtige Lage kommt es zu einem Sinneswandel: er bewältigt seine raue Vergangenheit indem er Texte schreibt, das Konzept für seine “Ghetto Opera” entsteht. Dann ein weiter Rückschlag, Grimm wird des Drogenhandels beschuldigt und muss seine Strafe im Staatsgefängnis von New York absitzen. Bevor es dazu kommt nimmt er innerhalb von 24 Stunden in einer einzigen Studiosession sein Debütalbum “The Downfall Of Iblys: A Ghetto Opera” auf.
Nach dem Opener “Alpha” wird Grimm auf “Time And Space” ein typischer Barpiano-Beat von MF Doom zur Verfügung gestellt über dem er großartiges Storytelling betreibt. Er erzählt die Geschichte des Engels Iblys, der sich gegen Gott auflehnt, seine Flügel verliert und auf die Erde fällt. Nur durch gute Taten kann er wieder zu alten Kräften kommen und in den Himmel aufsteigen: “angel thought he was better than man / so God shook him up and changed his plan / broke his wing, no longer could he soar / jumped off of cloud and he fell to floor / thinking God took him to war…” Dieser Track beinhaltet die zentrale Thematik des Albums und versinnbildlicht Grimms Werdegang. Er ist der Engel, der zuviel Scheiße gebaut hat, von Gott bestraft wurde und nun Reue zeigt. Auch der Track “Life And Death” gehört zu den Höhepunkten des Albums. Einmal mehr zeigt sich Doom dafür verantwortlich, der überhaupt bei fast jedem Track des Albums seine Finger im Spiel hatte, und kramt einen verstaubten (aber immer noch zeitgemäßen) K.M.D.-Beat hervor. Grimm umschreibt zwei Frauen anhand den Begriffen “Life” und Death”. “Life” ist für ihn die perfekte Frau, nett und loyal. “Death” ist verrucht, steht auf schmutzigen Sex und hat auch sonst noch einige Vorzüge. Grimm entscheidet sich letztenendes gegen die Schlampe und für das reine Wesen, “and called life back how silly I’ve been / I took her for granted when she’s my best friend / nothing lasts forever one day it will end / but I remain loyal until then / mentally strong she would carry me / got down on my knee Life marry me / I feel so blessed because she said yes / now I gotta break it off with Death”, was “Death” aber nicht wahrhaben will und die Knarre zieht.
Neben “Voices Pt. 0 & 1 und “Break Em Off” die alle schon erschienen sind und daher nicht weiter erwähnt werden müssen stechen noch ein paar andere Songs heraus, wie Dr. Butchers’ “Howl” mit seinen Gitarren-Loops und computerspiel-ähnlichen Beats im Hintergrund; und auch wenn ein Beat mal daneben geht wie z.B. auf “Teach The Babies”, bei dem man sich nur schwer an die schrägen Streichereinsätze gewöhnen kann, so machen Grimm’s textliche Skills vieles wett, er ist der klare Gewinner des Albums, auch wenn er nie in brutale Gewaltverherrlichungen vergangener Zeiten abschweift. Die Zeiten in denen Grimm den Gangster raushängen ließ und Zeilen wie “Imma show niggaz East Coast is back / and all that other shit is dead / I represent for Manhattan / I rhyme for the dead” droppte sind eh vorbei, Percey Carey ist erwachsener geworden und mit ihm ist auch seine Musik und seine Lebenseinstellung gereift. Wem also Doom-ähnliche Productions zusagen und wer einem großartigen Geschichtenerzähler sein Ohr leihen will dem sei zum Kauf dieser Scheibe geraten. Ein zutiefst persönliches Album. Der Vorhang ist gefallen, wir warten auf den 2. Akt.
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