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MC Esoteric – Saving Seamus Ryan

Ob mit oder ohne 7L: Esoteric hatte ich nach zig sterbenslangweiligen Releases eigentlich schon abgeschrieben, aber hier ist ihm ja doch noch ein größerer Wurf gelungen. Allein die Aufmachung, eine Augenweide. “Saving Seamus Ryan” kommt in Buchform, mit Hardcover, Lesezeichen und sämtlichen Lyrics auf nicht weniger als 50 Seiten. Und die Form ist dem Inhalt durchaus angemessen.

Aus Fakten und Fiktionen konstruiert der Bostoner eine äußerst unterhaltsame Geschichte, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Album zieht und im Wesentlichen den Aufnahmeprozess selbst zum Thema hat. Esoteric erzählt von den schwierigen Studiosessions mit seinem notorisch nörgeligen Manager Indie Solo, seinen verzweifelten Versuchen, sich an etablierte Rapgrößen heranzuwanzen, vom Spott, den er dabei erntet und den daraus folgenden Inspirationsblockaden. Und nicht nur das: ein zweiter Erzählstrang handelt davon, wie er eines nachts von einer Gang abgezogen und schwer verletzt wird und sich daraufhin auf die Suche nach deren Anführer Benny Macko macht. Für Abwechslung ist also gesorgt, das ist alles prächtig getextet, teils multiperspektivisch gerappt und als Sahnehäubchen gibt’s Gastauftritte von u.a. Main Flow, Masta Ace und DJ Premier, die wahlweise sich selbst oder einen fiktiven Charakter spielen. Großes Hörkino in allen Belangen, dieses “Saving Seamus Ryan” – so gut war Esoteric seit Jahren nicht mehr und vielleicht sogar noch nie.

Das alles wird unter Mithilfe von 7L und DC The Midi Alien in knackige Produktionen gepackt, in den besten Momenten auch mal mit elektronischen oder rockigen Einflüssen und immer wieder in relativ hohem Tempo unterwegs. Saubere Arbeit, auch wenn ich insgesamt noch etwas differenzierteren Sound gewünscht hätte und sicher noch einiges an Platz nach oben gewesen wäre. So wird “Saving Seamus Ryan” eher von Esoterics unaufhörlich fließenden Raps als von der Klasse der Beats zusammengehalten. Das Album in seine Einzelteile zu zerlegen, Höhe- und Tiefpunkte zu benennen, würde einem derart breit angelegten Konzeptwerk, das man entweder am Stück hört oder gar nicht, aber keinesfalls gerecht werden.

Am Ende dann große Versöhnung mit sich und der Welt: “This is love I’m showin and yo I’m goin’ – back to the lab”. Wenn dabei auch in Zukunft Alben wie “Saving Seamus Ryan” herauskommen, kann ich nur sagen: immer heiter weiter…

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