Marco Polo – Port Authority
Marco Polo ist alles andere als ein Unbekannter. Der heute 27-jährige Wahl-New Yorker hat im Laufe der letzten Jahre in schöner Regelmäßigkeit für Untergrundgrößen wie Masta Ace, Supernatural, Sadat X und die Brooklyn Academy produziert – und sich damit in Kennerkreisen einen guten Ruf erarbeitet. Jetzt will er sein Glück mit dem Soloschuss “Port Authority” weiter schmieden – und das wiedererstarke Kultlabel Rawkus Records soll dabei helfen.
An Vorschusslorbeeren und Promotion mangelt’s also nicht, und trotzdem klappt beim Anblick der Tracklist erst einmal die Kinnlade auf Halbmast. Was sich hier an altgedienten wie auch aufstrebenden Hochkarätern versammelt hat, lässt das mit den Jahren müde gewordene Herz des gemeinen Ostrapliebhabers wieder schneller schlagen: von OC, Masta Ace und Kev Brown über Wordsworth und Large Professor und Buckshot bis hin zu Jaysaun, AG und Ju Ju — ja is’ denn heut’ scho’ Weihnachten?!? Wie auch immer: die Freude ist nur von kurzer Dauer. Denn kaum ist “Port Authority” ein paar Minuten über den Laser geschrappt, stellt sich heraus, dass wir es einmal mehr mit einem dieser prominent besetzten, letztlich aber doch spaßarmen DJ-Sammelplatten zu tun haben: ein kaltes Büffet mit Häppchen von diesem und jenem, man mampft, frisst, schlingt und spachtelt – und steht dann doch nur mit halbleerem Magen da.
Im pfiffigen “Get Busy” mit Copywrite und dem urban pulsierenden Meisterstück “Hood Tales”, das vom Aufeinanderprall des spitzzüngigen Kool G Rap mit dem dunklen Timbre von DV Alias Khryst lebt, zeigt Marco Polo wenigstens schlaglichtartig, wozu er unter idealen Voraussetzungen fähig wäre. Den Rest der Vorstellung aber geigt man mehr oder minder ambitionslos herunter, von der nett rockenden Single “War” mit Kardinal Offishal angefangen bis hin zu spießiger Ausschussware wie “The Radar” mit einem enttäuschenden Large Professor.
Zu keinem Zeitpunkt gelingt es Polo, dem Album seinen ganz persönlichen Stempel zu verpassen, vielleicht sogar einen eigenen Sound zu prägen. Das er dazu in der Lage ist, wissen wir spätestens seit Pumpkinhead’s absolut schlüssig klingenden “Orange Moon Over Brooklyn”, für das er seinerzeit den Löwenanteil der Produktion übernahm. So aber bleibt es beim Stückwerk: “Port Authority” ist wie eine Signallampe, die anzeigt, dass da einer ist, der noch richtig was reißen könnte. Mehr aber auch nicht…
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