Mac – Shell Shocked
Mit Mac zieht einer von vielen “Tank Dogs” in den musikalischen Krieg für den “Mutterpanzer” No Limit. Als Marschroute ist zwar “Murda, Murda, Kill, Kill” vorgegeben, doch viel zu oft wird hier auf die Bremse gedrückt um z. B. eine “Soldier Party” zu feiern. Unglaublich plumpe Partypampe mitten auf dem Schlachtfeld. Zudem gesellen sich die scheinbar unverzichtbaren, vor Schmalz triefenden Tracks wie “Slow Ya Roll”, bei dem doch tatsächlich neben der geheulten Hook und dem supersoften Beat Schüsse mit reingemischt werden. Unpassender geht’s gar nicht. Ebenso um die Wette gejammert und geschluchzt wird auch bei “Callin Me” oder “Meet Me At The Hotel”. Egal ob Mann oder Frau, hier klingt alles gleich.
Angesichts solcher lähmenden Vorstellungen wäre es vielleicht angebrachter gewesen statt dem Kugelprojektil eine Discokugel, oder noch besser, Liebeskugeln auf das Cover zu drucken. Unfassbar unkreative Nummern mit extrem einfallslosen Hooks wie “Hoooo Hoooo” oder “Wooo Wooo” – die wahrscheinlich den Hörer zum Mitgröhlen animieren sollen – besudeln zusätzlich die erste Hälfte dieser Scheibe. Doch genug der musikalischen Platzpatronen. Erfreulicherweise findet man auch richtig durchschlagskräftige Bretter. Allem voran das wahnsinnig wuchtig vibrierende “Empire”. Ausgestattet mit einem brutal bösartigen Mac (“so the next nigger talking ’bout we’re country and weak / I hope his momma catch cancer and die in her sleep”).
Zitierfähige Zeilen sind bei Mac – im Gegensatz zum Großteil seiner Kollegen – keine Mangelware. Diese gibt’s auch beim minimalistisch, aber sicher marschierenden Titeltrack “Shell Shocked”: “Tell them niggers who was holding that beef – the cook’s coming”. Dass er auch gut Geschichten erzählen kann, zeigt er beim bassbepackten, mit leichtem Gitarrenzupfen ausgestatteten “Paranoid”. Hier schildert Mac, wie er sich verfolgt fühlt und das Ganze sich geradezu zu einer Verfolgungsjagd entwickelt und am Ende stellt sich raus, dass es sich bei den vermeintlichen Verfolgern um Fans handelt, die Autogramme haben wollen. Auch noch sehr stark ist das mit Kirchenglocken bestückte “Nobody Make A Sound”. Unterstützung erhält Mac hierbei u. a. von den feindseligen Furien von 2-4-1. Diese erinnern mich mit ihrem kurzen Gastauftritt stark an die Ghetto Twiins (ehemals Rap-A-Lot). Ein Klaviersample, das klirrende Kälte verbreitet, sorgt bei “Memories” für Gänsehautatmosphäre.
Die Bilanz sieht so aus, dass etwa ein Drittel der Songs gut bis sehr gut zu gefallen weiß. Für No Limit-Verhältnisse ist das schon recht viel. Doch das für das Label mit dem Panzer übliche Problem bleibt auch bei “Shell Shocked” nicht aus. Etwa der Hälfte des Albums hört man schlicht und einfach an, dass es einzig und allein auf eine schnellstmögliche Veröffentlichung getrimmt wurde. Ich hätte Mac gerne mal in einem anderen Produzentenumfeld gehört. Dies wird aber aufgrund seiner lebenslänglich abzusitzenden Haftstrafe wohl nicht mehr möglich sein.
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