M.E.D. – Classic
Wenn klassisch das Gegenteil von modisch bedeutet, dann werden wir wohl erst in ein paar Jahren wissen, ob M.E.D. sich bei der Titelgebung seines zweiten Albums nicht doch etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Der Verdacht liegt jedenfalls nahe. Für den Moment jedoch bietet “Classic” handwerklich gut gemachte Stones Throw-Konsensware in wohliger Sonntagnachmittag-Atmosphäre, die einen als Hörer zwar nicht großartig fordert, aber für knapp 40 Minuten allemal gut unterhält.
Wie schon auf “When Push Comes To Shove” zeichnet Madlib wieder für den Großteil der Albumproduktion verantwortlich, weitere Beats kommen von Oh No, Georgia Anne Muldrow, Karriem Riggins und Alchemist, der hier im mit glühenden Streichern besetzten “War & Love” einen seiner lichten Momente hat. Zwischen all den warm wummernden Basslines fällt das von Madlib inszenierte, wild losbratzelnde Synth-Stück “Roll Out” gleich doppelt auf. Nicht nur weil der Rapper aus Oxnard hier von Kurupt und Planet Asia seine Grenzen aufgezeigt bekommt, sondern weil auch musikalisch endlich mal ein echter Kontrastpunkt auszumachen ist. Schade bloß, dass da nicht nachgehakt wurde und der Überraschungseffekt sofort wieder verpufft. Als weitere Höhepunkte lassen sich das smooth gitarrende “Classic” mit einem routinierten Talib Kweli und das leichte, fast schon dahinschwebende “1 Life 2 Live” ausmachen. Eher pflichtschuldig dagegen der Auftritt von Shooting Star Aloe Blacc in “Where I’m From”, der genauso wie Hodgy Beats (OFWGKTA) im rumpeligen “Outta Control” keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Im Westen mal wieder nichts Neues also: Stones-Throw-Jünger werden’s lieben, der Rest nimmt ein paar Sahnebeats mit und freut sich sich über einen Rapper, der aus seiner raptechnischen Limitiertheit das Beste macht. Und selbst wenn es wieder sechs Jahre dauern sollte: es wird nicht das letzte Solo von M.E.D. gewesen sein. Man wird sehen, was dann von der Erinnerung an “Classic” noch übrig sein wird.
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