Lil Gin – Blockin My Shine
Denjenigen, die gerne tief in der Rapszene von Memphis wühlen, dürfte Lil Gin aufgrund seines von 1994 stammenden “Shake Junt” Tapes ein Begriff sein. Zu dieser Zeit war er grade – sage und schreibe – blutjunge 12 Jahre “alt”. Die letzten zwei Tracks auf “Blockin My Shine” kommen aus dieser Zeit. Bei “Once Again” stellt sein “musikalischer Ziehvater” Skinny Pimp, ihn als “The youngest, hardest rapper in hurts junior high school” vor. Ich muss vorab klarstellen, dass ich rappenden Rotzlöffeln eher negativ gegenüber stehe, jedoch gleichzeitig gestehen, dass der “Kleine” bereits hier gut abgeht und zeigt, was er raptechnisch drauf hat.
Dazu kommen noch die in Verbindung mit dem jungen Alter natürlich abgrundtief absurd anmutenden Aussagen wie: “Hoes say my dick is long / jealous niggas hate this shit, make me wanna shoot my tone” oder: “A pimp is in my nature, it makes me wanna beat the bitch that I fuck with”. Auch im wirklich gut gelungenen Storytelling-Track “Smooth Getaway” lässt der Junge Unterhaltsames vom Stapel. Natürlich geht es auch mit diesen paar Lenzen um nicht weniger als Drogen, Alkohol, Schlampen, Waffen und nicht zu vergessen Mord. Beruhigenderweise entsprangen diese Zeilen nicht seiner Gedankenwelt. Sie stammen aus Skinny Pimps Feder. Pädagogisch gesehen ist es sicherlich suboptimal, einem Hosenscheißer solche Worte in den Mund zu legen. Andererseits Schmunzelmaterial der allerersten Güte.
Schmunzeln muss ich ebenfalls wenn Skinny auf der ansonsten eher einfallslosen “Rudelbums-Hymne” “Pass Da Pussy” in Richtung Ex-Kollegin Gangsta Boo (ehemals Three 6 Mafia) feuert. Seiner Angabe nach ist diese unten rum behaarter als ein Waschbär. Nun aber zu den Nummern aus dem Jahr 2000. Positiv hervorzuheben ist das von einer eingängigen Klaviermelodie geprägte “Scoppin”. Auch das sehr schnelle, vom Bass getriebene “Fuck Em Up” geht wie geölt in die Gehörgänge. Die stets zügigen, flüssigen Raps von Gin und der gesamten Gimisum-Familie klingen auch auf ruhiger gehaltenen Liedern wie dem sich um das liebe Geld drehenden “My Cheeze” und dem wehmütigen, deprimiert angehauchten “Agony” restlos rund. Eher negativ tun sich die extrem einfältigen, zwanghaft auf Party gedrillten Beiträge wie “Shake Junt 2″ und “The Roof Is On Fire” hervor. Einige der Tracks schweben einfach nur in der Luft und finden sich kampflos mit ihrer unbedeutenden Rolle ab.
Erschwerend hinzu kommt auch noch, dass einige Lieder dem stümperhaften bzw. dem eventuell gar nicht vorgenommenen Mastering zum Opfer fallen. Da kommt es dann schon mal vor, dass zu sehr im Vordergrund stehende Basslinien die Melodien und Rhythmen unter sich begraben. Die bereits erwähnte flüssige Art zu rappen, hilft einem zwar teilweise – was dies betrifft – ein Auge, oder besser gesagt, ein Ohr zuzudrücken. Diesen nicht unerheblichen Mangel komplett zu ignorieren, funktioniert allerdings nicht.
Mit einer ausgefeilteren, pfiffigeren Produktionsarbeit und etwas wenig amateurhafter Tontechnik wäre mehr drin gewesen. Sollte eine zukünftige Veröffentlichung geplant sein, muss das das “Main Objective” sein. Für die Leute, die sich dem untergrundlastigen “M-Town-Sound” verschrieben haben, ist diese Scheibe höchstwahrscheinlich nicht uninteressant. Alle anderen können sich ruhigen Gewissens anderweitig umschauen.
Additional Info:
Die Gästeliste beinhaltet u.a. die Gimisum Family (Kingpin Skinny Pimp, AK, Z-Dog, Lil Ced) und Naughty Da Wildboy aus New Orleans. Diese Features sind weder in der Tracklist noch im Booklet vermerkt.
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