Killah Priest – Behind The Stained Glass
Vielleicht war es ein Fehler, sich nach dem grandiosen “The Offering” so wenig Zeit mit einem neuen Album zu lassen. Zwar zählt Killah Priest nicht von ungefähr zur unangefochtenen Wu-Fam-Elite, doch mit zwei Soloalben und unzähligen Gastauftritten binnen einem Jahr scheint sich selbst ein Künstler seiner Größenordnung ein wenig zuviel vorgenommen zu haben. Folgerichtig verpasst “Behind The Stained Glass” dem Karriere-Höheflug der letzten Jahren einen leichten Dämpfer. Dabei tut Killah Priest im Grunde bloß das was er schon immer getan hat – nur eben einen Tick unmotivierter und, das muss an dieser Stelle auch einmal gesagt werden, auf eine mehr als vorhersehbare Weise.
Wo das Vorgängeralbum mit einer buntgespickten Beatpalette punkten konnte, präsentiert sich diese über Good Hands Records veröffentlichte Scheibe in Sachen Sound vergleichsweise eindimensional. Melancholie im großen Stil, jede Menge Geigenschmalz und ein wie gewohnt grüblerischer Killah Priest – eine sichere Kiste eigentlich, wenn man das alles eben nicht schon so oft gehört hätte. Die Höhepunkte sind schnell bennant: neben dem bereits im Vorfeld veröffentlichten “I Believe” überzeugen vor allem “Vintage”, “Jeshurun”, das etwas holprig bebeatete “I Am” und das atmosphärisch große “Profits Of Man”, bei dem die Parallelen zu Hell Razah’s “Audiobiography” offensichtlich sind und man außerdem von 60 Second Assassin gerne noch ein wenig mehr gehört hätte als zwei, drei gesprochene Sätze zum Ende. Ansonsten bietet das Album viel halbfertiges Material, das unter anderen Umständen wohl einfach im Studio liegengeblieben wäre. Gerade aus Tracks wie “Hood Nursery” und “The End Is Coming” hätte man mehr machen müssen, wogegen die Langweiler “4 Tomorrow”, “O Emmanuel” und “God’s Time” gerade so zum Lückenfüllen taugen.
“Behind The Stained Glass” nimmt Killah Priest in die Pflicht. Zwar kann das Album punktuell an den längst zum Markenzeichen herangereiften Sound anknüpfen, der dieser über ein Jahrzehnt umfassenden Karriere ihre innere Kontinuität gibt – doch braucht gerade dieser facettenarme Stil dringend neue Impulse. Zum andern läuft der New Yorker nicht erst seit gestern Gefahr, sich durch seine Beschränkung auf die immergleichen Themen rund um religiöse Mystik und schwarz-amerikanische Geschichte sehr berechenbar zu machen. Die größte Herausforderung, die sich Priest vor seinem nächsten Album stellt, ist es also, seine Musik wieder für Überraschungsmomente zu öffnen.
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