Killa Tay – Thug Religion
Na was ist den hier los? Kaum zu glauben aber wahr: nach Agerman (von 3X Krazy) ist Killa Tay bereits der zweite Hardcore-Rapper größeren Formates, den das Licht Gottes des Allmächtigen erleuchtet zu haben scheint. Auf seinem neuesten Album “Thug Religion” (2001) jedenfalls gibt sich der Rapper aus Fresno auf fast schon kuriose Weise geläutert, redet über die Entdeckung seines “third eye” und darüber, wie sich dadurch seine Sicht der Dinge verändert hat. Eigentlich müsste ich, der ich doch seit Jahr und Tag einen Imagewechsel und deutlich mehr inhaltliche Abwechslung von Tay Capone forderte, rundum zufrieden sein. Oder?
Leider schafft Tay es in Sachen Inhalt nur ansatzweise zu überzeugen – wo Agerman sich auf “He Cares 4 You” an eher herkömmlichen religiösen Inhaltzen orientierte, spielt Killa Tay mal wieder sein eigenes (jetzt religiöses) Spiel. Denn die eiligst selbstgezimmerte “Thug Religion” scheint ihre eigenen Gesetze zu haben, und die sind politisch nicht im Geringsten korrekt. So wird in mehreren Liedern (etwa “Thug World” & “Big Paybacc”) etwa zum Kampf gegen die “White Devils” aufgerufen, des weiteren Abstrusitäten wie “we ride nigga, like hitler nigga, kill them motherfuckers off” unter die Leute gebracht und somit ein ziemlich Geschwurbel aus Gangsta-Rap, Christentum, Endzeit-Mystik, Verschwörungstheorien und (auch musik-)politisch interessierten Lines zum Besten gegeben. Doch wo gehobelt wird fallen bekanntlich nicht nur Späne, denn “Thug Religion” ist ein stellenweise richtig gut gelungenes Album.
Vor allem die Beats haben wieder etwas mehr Power als auf den letzten Releases, pumpen ziemlich ordentlich, ohne dabei jedoch DIE typische Tay-Note aufzugeben. Schade bloss, dass auch das Dosia-Mitglied der allgemeinen Fehleinschätzung unterlag, dass religiöse, deepe Texte unbedingt mit SingSang verbunden sein müssen. Es gibt sicher Alben mit deutlich mehr Female-Einlagen, denen ich diesen Punkt nicht ankreiden würde, doch wenn man bedenkt für welche Art von Musik Tay vor nur wenigen Jahren noch stand, muss man angesichts der neuesten Entwicklungen schon zweimal schlucken. Doch allem Gemecker meinerseits zum Trotz: es macht durchaus Spass gerade ihm dabei zuzuhören, wie er seinen neugewonnenen “Military Mindstate” gleich dazu nutzt um “The Real Truth” und diverse “Revelations” in die Welt hinauszuposaunen.
Klar, dass da nicht alle alte Kumpels mitmachen – nur ein auf erstaunliche Weise wiedererstarkter Luni Coleone ist aus den alten Tagen übrig geblieben. Doch da die Quelle der Nachwuchsrapper von der Westküste einfach nicht zu versiegen scheint, braucht sich der selbsternannte Nachwuchsprophet Killa Tay um seine Gefolschaft keine Sorgen zu machen: Dukeewater, Teleone, Amos Carter (blöd) und K9 (der neue C-Bo!) heißen die Rookies im musikalischen Religionsunterricht des bekehrten Killers. Als ich die Scheibe das erste Mal hörte, war ich arg enttäuscht und wirklich zu einem umfassenden Veriss aufgelegt – doch je länger ich das Ding auf Rotation hab, desto mehr schätze ich den “neuen” Killa Tay, der es wirklich geschafft hat mich gründlich zu überraschen. “Thug Religion” ist ein Impuls mit Vorbildfunktion, den die vielerorts auf der Stelle tretende Westcoast bitter nötig hat.
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