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Jedi Mind Tricks – The Thief And The Fallen

 

Was für ein Unterschied ein einziger Produzent machen kann. Nach einem Album Auszeit als eine Hälfte der Jedi Mind Tricks kehrt Stoupe wieder zurück und macht HipHop-Beats für reine Raptracks und lässt sogleich seinen ganz eigenen Trademarksound durchsickern, der sich über die Jahre dennoch stetig entwickelt hat und sicher auch von Stoupes Ausflügen in andere musikalische Gefilde profitiert haben dürfte. Aber noch etwas ist anders: Jus Allah ist wieder einmal nicht mehr Teil der Gruppe. Schon nach dem legendären “Violent By Design” war er für die nächsten drei Alben abwesend. Dann folgte seine hoch antizipierte Rückkehr für “A History Of Violence” im Jahre 2008, doch schon nach “Violence Begets Violence” ist wieder Schluss für ihn. Die Trennung dürfte nicht sauber gewesen sein, denn im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen Albums machten angepisste Tweets von ihm die Runde. Aber nicht wenige werden seine Abwesenheit mit Freuden aufnehmen, waren doch Jus Allahs Performances oft ein Kritikpunkt der letzten zwei Alben.

Ein fehlender Rapper und ein alter zurückkehrender Produzent – das sind Änderungen, die nicht spurlos an einem vorbeiziehen, ganz besonders nicht, wenn man Vinnie Paz heißt. Doch die Kombination der Ereignisse, ob positiv oder negativ, hat ganz hörbar dem MC mit der markant kräftigen Stimme neues Leben eingehaucht, denn Vinnie liefert raptechnisch nicht weniger als eine der motiviertesten Performances seiner Karriere. In der Vergangenheit oft bemängelt wegen seiner allzu gleich klingenden Reim- und Flowpattern, droppt er diesmal des öfteren energische Atemlosflowabfahrten (zum Beispiel “No Jesus, No Beast”), versucht sich kurzweilig sogar am Doubletime (“Lemarchand’s Box”) und wird dank variabler Beatunterlagen auch so zu mehr Abwechslung motiviert.

Und JMT-Fans erinnern sich mit Freuden noch an “Uncommon Valor: A Vietnam Story” vom 2006er “Servants in Heaven, Kings in Hell”: R.A. the Rugged Man gab eines der legendärsten Gastspiele in der Geschichte der Jedi Mind Tricks und ließ in der Folge Vinnie ziemlich alt aussehen. Nun, Rugged Man ist bei “And God Said To Cain” wieder mit von der Partie und legt wie erwartet mit slickstem Flow vor. Aber diesmal nimmt Paz die Herausforderung an und bietet seinem Gast tatsächlich die Stirn! Da verkommt der lahme A-F-R-O zur Randnotiz und die halbgesungene Hook wird verziehen. Apropos Gäste: Evidence und Rakaa von den Dilated Peoples schauen bei “The Kingdom” vorbei und liefern mit ihrer vergleichsweise entspannten Haltung einen guten Kontrast zum ewigen tiefen Grollen von Vinnie und auch Gesangsbeiträge von der bereits Vinnie Paz und Blue Sky Black Death erprobten Yes Alexander und Eamon (ja genau, der “Fuck it, I dont’ want you back”-Typ!) haben sich auf dem Album eingefunden. Aber was schon auf dem erwähnten “Servants” funktionierte, geht auch hier. Einst hieß es zwar, dass JMT ja so hart wären, dass niemals Gesang bei ihnen zu hören sein werde, aber zugegeben – macht man sich von einer allzu dogmatischen Haltung locker und erkennt an, dass sich Künstler entwickeln, dann muss man sagen, dass der Einsatz von Gesang auf “The Thief And The Fallen” wirklich gut funktioniert. Yes Alexanders Stimme klingt einfach nicht nach typisch schmalzigem R’n’B und fügt sich in die eher dunkleren, geheimnisvollen Produktionen stimmlich sehr gut ein, während Eamon dem bewegenden “Fraudulent Cloth” (das, so kann man vermuten, sicher auch eine Abrechnung mit Jus Allah sein dürfte) den letzten emotionalen Schliff verpasst.

Letztgenannter Song ist auch der perfekte Beweis für Stoupes neues Engagement für die Gruppe. In der Vergangenheit hat er sich als Musikproduzent deutlich weiterentwickelt und kleinere Projekte im Trip-Hop (Dutch) und Jazz (Vespertina, Red Martina) angestoßen und vorangetrieben und seine neuen Erfahrungen kommen auf Albumlänge nun mit seinem schon immer vorhandenem Gespür für exotische oder bombastische Samples und lateinamerikanische Vocalschnipsel zusammen. “Fraudulent Cloth” ist nicht weniger als die souligste Produktion auf einem Jedi Mind Tricks Album aller Zeiten. Langsamer, getragener Beat, dessen Snaredrum von einem Gitarrenanschlag akzentuiert wird, verhallende Pianoklänge, Streicher und Soulgesang mischen sich mit unter und erzeugen eine nachdenkliche Stimmung, die aber melodisch ins Ohr geht. Das auch die gewohnte, harte Schiene nach wie vor geht, beweisen fast alle anderen Tracks, die aber Stoupes Handschrift unverkennbar tragen. “Poison In The Birth Water”  zum Beispiel legt direkt die Marschrichtung auf dickste Boom-Bap-Art vor und überzeugt nebem bassigem Unterbau durch zerhackte aber stimmige Samples. Auf “Destiny Forged In Blood” werden Marschtrommeln und die dazu passende Flöte ausgepackt und die unterschwelligen Streicherflächen bei “The God Supreme” sorgen bei allen pompösen Sounds für die benötigte Hördramaturgie und musikalisch-emotionale Erdung. Noch hervorzuheben: Bei “In The Coldness Of A Dream” übt sich Stoupe an vergleichsweise experimentell-atmosphärischen Klängen und in dem produktionstechnisch wunderbaren “No Jesus, No Beast” tauschen sich Klavier und Cembalo immerzu ab, während das Ganze in der Hook durch gesampleten spanisch klingendem Gesang und Flöteneinsatz abgerundet wird.

Fazit: Mit ihrem achten Album präsentieren sich die Jedi Mind Tricks in nicht mehr für möglich gehaltener Topform. Stoupe hat an den Reglern wieder bewiesen, dass er ein Meister seines Faches ist und fügt dem bekannten Sound einige neue Facetten und Möglichkeiten hinzu und Vinnie Paz wirkt wie ausgewechselt und legt für ihn ungeahnte flowtechnische Fähigkeiten an den Tag. Nach den insgesamt eher enttäuschenden zwei Vorgängeralben kann man nun getrost sagen, dass die JMT wieder auf dem richtigen Kurs sind und man jetzt wieder gespannt auf zukünftige Veröffentlichungen sein darf.

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1 Responses

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  • H3nnessy81 on

    Ich stimme dem reviewer bei fast Allem zu.

    Nur das AFRO hat seine Sache auf dem Track mit den beiden Legenden absolut gut gemacht. Ich verstehe diesen Kommentar nicht. Der Junge ist neu dabei und anstelle vielleicht auch mal zu erwähnen, wie superdope es von RA ist, AFRO nach dem gewonnenen wettbewerb auch zu puschen und auf div alben mitzunehmen, sagt ihr er wäre lame. Es gibt, übrigens mal zur Info für alle professionellen “reviewer” so etwas wie persönliche Meinung. Wenn Du der Meinung bist, AFRO wäre shit, ist das deine persönliche Meinung die Dir absolut zusteht, aber auch nicht mehr und nicht weniger. Wer bist Du überhaupt um hier jemanden so einen Stempel aufzudrücken? Der kleine Unterschied zwischen “ich finde ihn lame ” und “er ist lame” sollte man nicht ausser acht lassen. God bless


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