Jedi Mind Tricks – Servants In Heaven, Kings In Hell
Jedi Mind Tricks, Klappe die 5. Das Hardcorekollektiv aus Illadelph ist nicht mehr total Hardcore. Doch langsam: Mit “Servants in Heaven, Kings in Hell” kehren die Jedis nach zweijähriger Abstinenz wieder auf die Bildfläche zurück. Wie so oft wurde schon im Vorfeld heiss diskutiert: Wird es denn jetzt endlich wieder ein zweites “Violent by Design”? Eines vorweg: Nein, es ist kein zweites “Violent by Design” und man möge sich bitte damit abfinden, das dem auch niemals mehr Abhilfe geschaffen wird. Doch was hat das Album denn nun konkret zu bieten? Zunächst einmal den mit den ersten 2 Tracks wohl schlechtesten Albumanfang den es je auf einem Jedi Mind Album zu hören gab. Beide Tracks sind unterer Jedi Mind Standart, wieder mit diesen kontroversen Latineinflüssen und einem irgendwie leicht müde wirkenden Vinnie Paz.
Doch das Album kriegt die Kurve: “Uncommon Valor: a Vietnam Story” beweist warum man Jedi Mind Tricks liebt. Wenn es düsterer wird und Vinnie Paz thematisch und/oder raptechnisch auf die musikalische Unterlage eingeht entsteht diese gewisse den Verstand einvernehmende Atmosphäre welche schon “Violent by Design” zu einem Evergreen werden ließ. Gleichzeitig zeigt sich an diesem Track die typische Stärke bzw. Schwäche der Jedis: Seit jeher sind auf den Alben zahlreiche hochkarätige Gäste vertreten die allesamt sofort die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Vinnie Paz kann auf Dauer, aufgrund seiner stets wütenden Stimmintonation, trotz immer wiederkehrender, starker Momente kein Album vollständig alleine führen bzw. seine Performance wird ein ums andere Mal von Stoupes sehr gelungener Produktion aufgefangen. Diese ist für viele Fans sowieso das gewichtigere Argument Jedi Mind Tricks überhaupt zu hören. Vorzeigepenner R.A. the Rugged Man reitet den Beat von “Uncommon Valor” wie nichts Gutes, die erste Single “Heavy Metal Kings” dauert genau den dritten Vers von Vinnie Paz zu lange. Nach dem mit Brachialflow eindrucksvoll vorgetragenen Gastpart von ex- Non-Phixion Mitglied Ill Bill gibt es jedenfalls für ihn nichts mehr zu holen. Und auf “Outlive the War” stellt der alte Hase Sean Price von Heltah Skeltah bzw. der Boot Camp Clik einmal mehr unter Beweis warum er als einer der derzeit heißesten Topspitter des Big Apples gilt. Vinnie Paz bereitet auf diesen Tracks eher das Fundament vor um dann anschließend die Show gestohlen zu bekommen.
Doch wie so oft ist auf den Mann im Hintergrund sicher Verlass: Auch diesmal stellt Stoupe the Enemy of Mankind wirklich großartige Beats welche einmal mehr seinen Stand als versierten Produzenten festigen: “Uncommon Valor” klingt dabei wie eine Reminiszenz an “Immaculate Conception” vom ersten Album, die restlichen Produktionen sind melodisch ausgefeilt und atmosphärisch mit u.a. gepitchten Vocals und Orchestersounds in bester Stoupemanier versehen. Ein weiteres Highlight in der Hinsicht ist sicherlich auch “Shadow Business” in dem sich Vinnie mit den Ungerechtigkeiten des chinesischen Staates gegenüber seinen armen Arbeitern und deren Ausbeutung beschäftigt. Beat, Text und Samples von Fernsehkommentaren erzeugen hier eine nachdenkliche wie traurig emotionale Atmosphäre welche gefangennimmt.
Und dann ist da dieser Überraschungseffekt: Wo man doch in der Vergangenheit stets betonte man würde nichts auf den Mainstream geben und es würde kein Gesang geben, nur rohe Reime über rohe Beats, so muss man feststellen: Erstmals auf einem Jedi Mind Album hat sich Gesang einer echten Sängerin mitreingeschlichen. Zunächst mag das wie Hochverrat an die eigenen Prinzipien und an die Fans wirken, doch ist dieser Schritt nur konsequent und folgerichtig: Der Sound der Jedis hat sich sei dem Jahrhundertalbum “Violent by Design” gelockert, wurde abwechlungsreicher, experimentierfreudiger und somit auch konsensfähiger, ob nun wirklich gewollt oder nicht. Das musikalische Potenzial von Stoupe barg schon immer eine gewisse Hitverdächtigkeit und somit passt der Gesang auf “When all Light dies” und dem hinreissenden “Razorblade Salvation” wie die Faust aufs Auge. Dem etablierten Trademarksound kann dadurch noch eine neue, zusätzliche Nuance abgewonnen werden und man kann der langsam aber sicher eintretenden, ermüdenden Wiederholung ein Schnippchen schlagen. Es ist zu erwarten, dass sich dieses Element auf zukünftigen Jedi Mind Releases noch hier und da wiederfinden wird und das ist auch tatsächlich und wider Erwarten durchaus begrüßenswert.
Abschließend kommt dem Album seine ebenfalls zunächst negativ überraschende kurze Laufzeit zugute. Ca. 49 Minuten auf 16 Anspielstationen verteilt sind nicht viel doch entwickelt sich gerade dadurch so etwas wie eine gewisse Kohärenz. Das Soundbild wird nicht gebrochen, es entstehen keine Längen, die (gemessen an der Gesamtlaufzeit doch zahlreichen) gelungenen Lieder greifen in kurzen Abständen ineinander und somit ist das Album kurz und knackig.
“Servants in Heaven, Kings in Hell” ist somit ein Album der unerwarteten Überraschungen. Wer hätte nach den ersten beiden Tracks gedacht, dass das Album sich doch noch sehr gut entwickeln würde? Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der Einsatz von Gesang sich so positiv wie abwechslungsreich auswirken würde? Wer hätte gedacht, dass die Kürze sich als ein Pluspunkt herausstellen würde? Wer in punkto Jedi Mind Tricks nicht zu den Ewiggestrigen gehört wird zwar nicht mit dem besten aber dennoch mit einem konstanten, überdurchschnittlichen Album belohnt welches jeden Fan zufriedenstellen sollte. Das Gros der Anderen sollte allerdings weiterhin die ersten beiden Alben auf Endlosschleife hören.
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