Jedi Mind Tricks – A History Of Violence
Die Sechs als Ziffer gilt ja gemeinhin nicht gerade als Glücksbringer. “666” ist die Ziffer des Teufels und auch das Schulnotensystem geht ja bekanntlich bis zur “6”, dem Schlechtesten von allem möglichen Schlechten. Wird den Jedi Mind Tricks bei ihrem sechsten Album nun auch nur das Unglück entgegenwinken? Oder schaffen es die Jedis der “6” einen positiven Touch zu verleihen?
Zunächst mal ist die Ausgangsposition wie gehabt: Vinnie Paz am Mic, Stoupe an den Reglern. Neu ist jedoch der alte Weggefährte Jus Allah, der erstmals seit dem (ich nenn es ruhig mal ganz übertrieben so) Jahrhundertalbum “Violent by Design” wieder die Rolle eines offiziellen Crew-Members bekleidet. Jus also mit dabei und ein Titel namens “A History Of Violence”, kann ja nur gut werden?
Doch sachte: “A History Of Violence” ist in sich schlüssig, homogen und behält, im Vergleich z.B. zu “Visions Of Gandhi”, sein Level und einen musikalischen, roten Faden, ohne große Experimente. Jedoch lässt sich leider Gottes und mit Ernüchterung feststellen, dass sich dafür aber auch kaum bis keine hervorstechenden Knaller mit aufs Album verirrt haben, für die doch die Jedis eigentlich berühmt- berüchtigt sind. Auf den ersten beiden Alben war alles hinreissend, bei “Visions Of Gandhi” können die meisten wählen zwischen “Tibetan Black Magicians”, “Animal Rap”, “Rise Of The Machines” oder “Kublai Khan”, auf “Legacy Of Blood” gab es die memorable Kollabo mit
GZA/Genius und selbst auf dem direkten Vorgänger tat sich “Uncommon Valor: A Vietnam Story” , R.A. the Rugged Man sei dank, in der Konsensmeinung deutlich hervor.
Ein wenig enttäuscht stellt man nun fest, dass der neue Streich irgendwie kein solches Kaliber geladen hat. Stoupes Trademark-Sound ist zwar immer noch derselbe, aber in seinen schlechtesten Momenten auch irgendwie seltsam verwässert. Es werden noch immer die heiligen Ingredienzien miteinander vermengt (sprich: gepitchte Voicesamples, Filmsamples, Orchester-Sounds, Latineinflüsse), doch nur noch selten entsteht wahre Magie, wie sie gerade bei den Vorgängern und gerade dem Frühwerk der Jedis heraufbeschworen wurde. Am ehesten gelingt es eigentlich nur bei der doch
wirklich guten, weil mit mehrmaligem Hören immer besser werdenden Vorabsingle “Monolith” und dem eher nachdenklichen “Death Messiah”, aber im Vergleich zur Gesamtdiskographie sind auch diese Tracks eher im Mittelfeld anzusiedeln.
“Deadly Melody” schafft es eine düster, bedrohliche und schlicht roughe Stimmung aufzubauen, die den zornigen Vorträgen von Jus und Vinnie extrem gut zu Gesicht steht und dabei selbst musikalisch etwas aus der Reihe tanzt…eindeutig das musikalische Schwergewicht auf dem Album und deswegen sehr gut. “Trail Of Lies” und eben “Death Messiah” bringen noch etwas inhaltliche Tiefe mit sich, aber insgesamt ist das alles eher wenig abwechslungsreich…auch weil das Element des Gesangs, welches den Vorgänger noch bereicherte, hier durch Block McCloud seine Verwendung findet, aber auch nicht mehr viel reisst. Nummern wie “Heavy Artillery” und “Seance of Shamans” sind musikalisch schon richtig belanglos und Skipkandidaten, der große Rest ist an und für sich gut, aber auch nicht mehr sehr spektakulär. Die meiste Zeit verbleibt das Album also auf eher solidem Niveau.
Ein weiterer Minuspunkt ist der konsequente Verzicht auf absolut hochkarätige Gäste. GZA, Rugged Man, Sean Price, Bahamadia, Canibus, Ras Kass, Tragedy Khadafi und und und… in der Vergangenheit gaben sich wahre Undergroundgrößen die Klinke in die Hand bei Jedi Mind Alben und sie waren stets das Salz in der Suppe. Die Einschränkung der Gästewahl auf das eigene Camp schwächt das Potenzial weiterhin, Leute wie Doap Nixon und Outerspace haben der großen Featuretradition einfach nichts hinzuzufügen.
Und die Hauptakteure? Vinnie Paz wie immer, Jus Allah ungewohnt hart und in den besten Momenten eine wahre Härtebereicherung (z.B. auf “Godflesh”), aber hin und wieder auch mal wie eine Vinnie Paz Kopie.
Zusammenfassend muss man zu dem Schluss kommen, dass es sich bei “A History Of Violence” um das eindeutig schlechteste Album der Jedi Mind Tricks handelt. Kein Knaller, keine Überraschung, die Luft geht raus. Doch auch das Schlechteste Jedi Album bietet immer noch genug Freude für Fans des eigenständigen Sounds und dem geneigten Undergroundpuristen. Doch für das nächste Album muss dringend wieder mehr getan werden und vielleicht wäre es auch nicht schlecht, sich mal eine längere Auszeit zu gönnen. Und vielleicht klappts dann auch wieder mit den Brechertiteln. Dann wären wir ja auch bei Album Nummer “7” und das ist ja bekanntlich unsere allerliebste Glückszahl.
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