Group Home – A Tear For The Ghetto
Nach “Livin Proof” wurde es vier Jahre lang ruhig um Lil Dap und Melachi The Nutcracker. Jetzt, 1999, sind sie zurück – und so gut wie nie zuvor. “Group Home is the struggle, Group Home is the ghetto” belehrt uns Dap und so tauchen wir ein in die schmutzige Welt der Hustler aus den dunklen Gassen von New York Shitty. Man merkt sofort: hier zieht jemand sein eigenes Ding durch. Nicht eine Sekunde wird damit verschwendet, irgendwelchen Raptrends zu frönen, es gibt keinen Partytrack, keine Schnulze, keine falschen Zugeständnisse. Stattdessen: brutale Hardcore-Beats, und Lyrics, die kein bisschen weniger rigide kommen. Die Protesthaltung geht soweit, dass man gar auf (mögliche) hochkarätige Features verzichtet, und hungrigen, neuen Brooklyn-MCs die Chance gibt, sich zu präsentieren.
Vom ersten Track an geht’s zünftig zur Sache. Da wäre beispielsweise “Da Real GH”, mit phantastischen Streichern besetzt, mit deren Rückendeckung das Duo seine Erfahrungen im Rap-Game reflektiert. Der nächste Track “Stupid Motherfuckers (30 Minutes To War)” kommt dann mit derartiger Brutalität, dass es einem ganz flau in der Magengegend wird. Großes Lob für The Alchemist, der diesen Beat kreiert hat und auch am Mic geht’s schön derb zu. Doch hier wird mehr geboten als nur Punchlines – der Beweis folgt prompt im traurigen “Street Life” oder in Songs wie “Run For Life” mit starker Unterstüzung von Blackadon aka K-Black und Reibeisen-Stimme Agallah. Auch “A-Train X-Press” gefällt mit hypnotischen Düster-Beats und kalten Betrachtungen, doch den absoluten Hammerschlag tut man mit “12 O-Clock” – atmosphärisch starkes Intro, wummernde Bassline, düstere Streicher, als Guest-Rapper gibts Nicky Bondz vom Rose Cartel – und der Junge macht seinen Job verdammt gut.
Von der Straße geht’s dann mal eben ins politische Geschehen. Im ironischen “Oh Sweet America” glänzt man mit dem Chorus “oh sweet America how could it be? / can’t see my people dying in the streets no more / gotta hustle from the bottom, just to feed the poor” und in “Keep Rising” gibt’s zur Abwechslung auch mal mutmachende Aufbruchs-Lyrics, ohne jedoch in irgendwelche unangebrachten Euphorien zu verfallen. Bis auf ein schwächeres Lied (“The Legacy” feat. Guru, prod. von Primo) von vorne bis hinten nur(!) Hits, keine Ausfälle – man kommt aus dem Aufzählen gar nicht mehr raus. Zu erwähnen sind sicher noch “Be Like That”, welches auf einem Sample des Ice Cube-Klassikers “Ghetto Bird” von 1993 basiert. Mit dabei sind Guru, Agallah sowie Black-E Starr (Brainsick Mob) sowie Blackadon, der unbedingt mal etwas solo bringen sollte. Die beiden Letztgenannten sind außerdem auch im kompromisslosen “Dial A Thug” zu hören (Blackadon: “I’m the type of cat that run up on your dame / fuck her, spit her in the face / and then take her chain…”)
Dann “Breaker 1-9″ mit Kai:Bee (ein echtes Pfund) oder der Piano-Banger “Life Ain’t Shit”, wo Agallah seiner ganzen Aggression freien Lauf lässt: “BK is a fucked up place / kick you down the staircase / and cold piss in your face”. Viele haben nicht viel auf dieses Album gegeben, weil bekanntlich Primo von Gangstarr nicht mehr an den Reglern saß und Group Home noch nie als die großen Reimkünstler galten. Doch sind es gerade die abwechlsungreichen Beats, die “A Tear For The Ghetto” so interessant und gut machen. Dieses Werk gehört in jedes CD-Regal. Holen!
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