Graveyard Shift – Still Waters
Sie sind die großen Unvollendeten der Mo Thugs Family und ihre kurze Geschichte ist tragisch. Nur zwei Wochen vor der Fertigstellung von “Still Waters” im Sommer 1997 wird Tombstone erschossen, der Kopf der Crew aus Cleveland. Für Graveyard Shift der Anfang vom Ende: erst steigt Gates aus, dann wird das Album bei Relativity Records lange auf Eis gelegt und schließlich komplett gecancelt. Nach einigem Hin und Her holt Albumproduzent Romeo Antonio das Projekt 2001 doch noch einmal aus der Versenkung und vertreibt einen Monat lang eine billig produzierte CD-R-Version über seine damalige Website.
Was der breiteren Öffentlichkeit da entgangen ist, geht problemlos als eines der dunkelsten und schillerndsten Releases aus dem weiteren Bone Thugs Umfeld durch. Interne Leitlinie: “formulate a different tactic, let’s sing anthems / no stereotypical categorizing, rising above all – make shift realities”. Ganz in diesem Sinne bewegen sich Tombstone und Sin mit ihrem düsteren, knurrigen Singsang in ganz eigenen Sphären, irgendwo zwischen Wahnsinn, Wut und Weltuntergang. Und das so gekonnt, dass man selbst die Features von Layzie Bone und Krayzie Bone schon als störenden Eingriff empfindet. Romeo Antonio tut das Seine und schickt atmosphärisch dicht gestrickte Produktionen mit ins Tal der Verdammnis. Besonders auffällig und auch auffällig gut gemacht: der regelmäßige E-Gitarren-Einsatz, mit dem er nur in “Combat On Contact” ein bißchen über’s Ziel hinausschießt.
Vor allem in Tracks wie dem finster grollenden “Patriot Games” oder dem Monumentalstück “Wage For Sin” läuft die Nachtschicht auf Hochtouren, wobei “Still Waters” sowieso eine dieser Scheiben ist, die man bestenfalls in einem Rutsch durchhört, um stimmungstechnisch richtig einzutauchen. Abgesehen vom lieblos hingeklatschten “Latchkey Kids” ein sehr eigenes, stringentes und bestimmt nicht immer leicht zugängliches Album, das vom ganz großen existenziellen Drama lebt – auf und hinter der Bühne.
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