Garcia – Shattered Dreams
Mit “Shattered Dreams” setzt sich Garcia gewiss kein Denkmal, dafür sind viele Nummern einfach zu durchwachsen. Warum sich der Longplayer trotzdem gut durchhören lässt? Nun, da ist einmal der sehr sympathische und echt wirkende Künstler hinter dem Album, dem man alles abkauft und dann ist da noch seine besondere Delivery, sein punkt- und zielgenauer Stimmeinsatz, der Gefühlszustände gescheit transportiert und dem Hörer einen Grund gibt gespannt zu lauschen und Garcia zu folgen. Die Tour von den “High School Days” bis zu den “Shattered Dreams” ist steinig und sandig – keine gepflasterte Straße und der Reiseführer ein Kleinkrimineller Latino.
CNN’s Hälfte Noreaga hat mal über Garcia gesagt, dass der Rapper alle Himmelsrichtungen in sich vereint und ihn niemand auf einen bestimmten Stil reduzieren darf. Sicherlich ist diese Aussage von etwas übertriebener Darstellung geprägt, doch eine genaue Kategorisierung fällt nicht leicht. Garcia kommt aus Miami und ist jemand, der die künstlerische Freiheit genießt und ausnutzt; eine Ausgabe als Latino-Stereotyp kommt für ihn einem Atemstillstand gleich. Nach jahrelangem Aufenthalt im untersten Underground erschien 2004 endlich sein Erstling “Anti Social”, drei Jahre später stand “Life Unscripted” in den Regalen.
Kurze Oldschoolaudiofiles, wogende Klänge – damit startet das Album, mit “So Much Trouble” bekommt der Konsument nur ein Willkommensgeschenk. Richtig schmackhaft zeigen sich Garcia’s Lyrics auf “Deeper”, einem atmosphärisch einhüllenden Track, der durch Femalevocals von Reva an Wärme gewinnt und an Schmutz verliert. “My First Born” ist ähnlich wie “In My Life” sehr soulful ausgefallen, wobei sich die Tracks gerade im Kriterium Aggressivitätsgrad sehr voneinander unterscheiden. “I Hate Music” featuret neben kräftigen Drums und superben Einsatz des Organs auch seine Cousine Adrianne, mit der Garcia die Gruppe The Dysfunct bildet. Ansonsten stehen noch zwei echte Attraktionen auf der Haben-Seite: einmal kommen ein kriegslustiges, heroisches Instrumental und triste Vocalaufnahmen aus der Kabine auf “Change My Life” zusammen, das andere Lied, “Shattered Dreams”, deckt sich mit einem unwiderstehlichen Klavierspiel ein, das wegen seines zufriedenen Tons Cocktails der Verachtung schlürft, während Garcia sich die Seele aus dem Leib rappt. Ein absurdes, aber gleichzeitig furioses Aufeinandertreffen.
Wenn Garcia gute Grundlagen wie Beats und passende Featuregäste an den Start bringt, läuft es rund. Trotz seines eher dünnen Vokabulars und der mittelmäßigen Skills am Mikrofon. Fallen die durchaus hohen Standards weg, findet er keine Balance, um alles auf seinen Schultern zu tragen. “High School Days” orientiert sich an alte Eastcoast-Tage, was nach einer Minute viel zu dünn wirkt, weil das Jazz-Sample ziemlich bescheiden verarbeitet wurde, “Last Chance” verliert sich in der Unauffäligkeit und “Blind” darf sich zur nervigen Pop Rap-Sektion zählen.
Garcia macht weder mit Kriegsbemalungen noch mit Tanzparkettverlegungen auf sich aufmerksam. Darüberhinaus ist er alles in allem ein erwachsener und sich am Boden befindender Artist, der sich von anderen Kollegen beim Punkt Authenzität unterscheiden möchte und eine klare Vorstellung von seiner Musik hat. Der Lohn mag nicht groß sein, aber dafür hat er ein ordentliches Album aufgenommen. Und nur das zählt erstmal.
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