Gangstarr – Moment Of Truth
Es war schon immer ein etwas größeres Ereignis, wenn sich die HipHop-Legenden von Gangstarr mit einem neuen Album mal wieder zu Wort melden. Schon Monate vorher wird gemutmaßt und gemunkelt und wenn der Silberling erstmal am Rotieren ist, sieht natürlich ein jeder seine Vermutungen bestätigt. So geschehen auch 1998, als Guru und DJ Premier mit “Moment Of Truth” ihr bereits fünftes Album öffentlich machten. Es war viel passiert seit “Hard 2 Earn”, vor allem Guru hatte so seine Erfahrungen gemacht, wurde einerseits wegen illegalem Waffenbesitz inhaftiert, aber auch selbst überfallen, um seine Wertsachen erleichtert und dabei (völlig überflüssigerweise) richtig übel zugerichtet.
So sind wohl unter anderem diese Geschehnisse dafür verantwortlich, dass sich Baldhead Slick nun dringender als jemals zuvor in die Rolle des weisheitsprühenden Ghetto-Predigers gedrängt sieht und das mit 20 Jewelz üppig bestückte “Moment Of Truth” deutlich street-lastiger ausgefallen ist als seine Vorgänger. Vor allem der Titeltrack gefällt mit sehr persönlichen (durch Primo’s feine Streicherbeats bekräftigte) Monologe um die Verarbeitung von Verzweiflung und erfahrenem Unrecht, aus welchem Guru selbstredend innerlich wie äußerlich gestärkt hervorgeht. Und der Mann hieße nicht G.ifted U.nlimited R.hymes U.niversal, würde er seine neugewonnenen Erkenntnisse nicht sogleich in wie immer dope Reime packen, um dem United States Ghetto eine Botschaft der Hoffnung und Veränderung zu bringen. Es ist absolut bezeichnend und gleichzeitig ein Beweis für Guru’s Weitblick, dass er sich nicht darauf beschränkt, wehleidig die afro-amerikanische Opferrolle zu bemühen, sondern stattdessen in Songs wie “Robbin’ Hood Theory”, “My Advice 2 You” und auch dem betrübt-dudelnden “In Memory Of” für Eigeninitiative einsteht: “it’s easy for us to blame society / but now it’s way too late, and we must take responsibility / to all my brothers in the streets / I know you feel you gotta hustle cause your peeps gotta eat / makin moves right and exact; don’t wanna see you layin flat / don’t wanna see ya catch a bullet black / if we don’t build we’ll be destroyed / that’s the challenge we face in this race of poor and unemployed”.
Neben seiner beachtlich ausgeprägten sozialen Identität hält sich der eigentlich aus Boston stammende Rapper noch einiges mehr in der Hinterhand, vor allem natürlich rasiermesserscharfe – durch den unverwechselbar streng-monotonen Flow absolut einmalige – Battle-Rhymes. Allen voran stürmt die neugegründete “Militia” die weaken Abwehrreihen der versammelten Suckerschaft zu Boden, und wenn der rohe Big Shug und ein Freddie Foxxx, der wohl die Show seines Lebens abzieht, erstmal am Wüten sind bleibt nicht mehr zurück als verbrannte Erde. Das bedauernde “You Know My Steez” wird nachgeschoben und die arg Maledierten fast schon väterlich-beruhigend auf “Next Time” vertröstet. Außerdem hämmern simpel geschraubte Hardcore-Tracks ohne größeren Zierrat wie “It’z A Set Up” (feat. Hannibal Stax) oder “New York Strait Talk” durchs Gelände, schmiegt sich das rundum harmonische “She Knowz What She Wantz” ans Trommelfell, gibt’s ausgerechnet mit M.O.P. das vielsagend betitelte “B.I. Vs Friendship”, desweiteren wuchtige Streicherproduktionen wie “Make ‘Em Pay” (mit Krumbsnatcha aus Boston) und “The Mall” (wo G-Dep und Shiggy-Sha absolut fit kommen), den Slow-Schwinger “Betrayal” inklusive einem herrausragenden Scarface, bewegende Science-Lyrics mit Inspectah Deck (“Above The Clouds”) und natürlich die mit K-Ci & JoJo ausgekoppelte Single “Royalty”.
“Moment Of Truth” ist ein in sich schlüssiges, inhaltlich vielschichtiges Album, das lediglich durch die zeitweise etwas überholt wirkenden Produktionen (bestes Beispiel: “Work”) geringe Einbußen hinnehmen muss, sich jedoch lückenlos in die musikalische Entwicklung des Erfolgs-Duos einordnet. Und wieder gilt: “The Rep Grows Bigga”!
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