Gangrene – Gutter Water
Hinter dem Namen Gangrene stecken niemand geringeres als die beiden etablierten Produzenten Alchemist und Oh No, die für “Gutter Water” ihre Fähigkeiten, sowohl an den Reglern als auch am Mikro, gemeinsam in die Waagschale geworfen haben um der Welt zu zeigen, wie man erfolgreich kollaboriert. Gar nicht mal uninteressant also, zumal zwar All-Star Zusammenarbeiten unter Rappern heute immer mehr gang und gäbe werden, unter hauptsächlich als Produzenten aktiven und als solche auch erfolgreichen Acts jedoch eher Mangelware sind.
Produktionstechnisch gibt es wie erwartet so einiges zu entdecken. Ingesamt verfolgt man einen schönen, zeitgemäßen Boom-Bap Sound New-Yorker Ausprägung, das ist hier die Grundlage, mit der beide Protagonisten arbeiten. Darüber jedoch toben sie sich so richtig aus: Schon “Not High Enough” wirkt durch funkelndste und verspielt tänzelnde Pianoklänge mächtig hypnotisierend und auch schlichtweg schön und immer wieder gibt es diese ewig klassisch anmutenden, aber hier wunderbar inszenierten Streicher während bei “Get Into Some Gangster Shit” Flötenklänge eher subtile Spannung verbreitet. Bei “Chain Swinging” bekommt man exotische, asiatische anmutende Zupfinstrumente serviert und bei “From Another Orbit” zeugen verzerrte Violinen von Außerirdischem, sich der normalen Vorstellung Entziehendem. Das gebotene Spektrum ist weitläufig, aber nie zerfahren, am Ende kann alles wieder auf den klassischen Ostküstensound runtergebrochen werden, mit seinen zusätzlichen typischen Zutaten wie Bläsersätze und Voicesamples. Ein paar marginale Ausfälle gibt es auf musikalischer Ebene dennoch zu vermelden: “Take Drugs” dürfte, wie der Titel schon andeutet, nicht nur inhaltlich oberflächlich daherkommen, auch die Beatunterlage klingt reichlich uninspiriert. Und auch “All Badfeat” will durch sein aggressiv angeschlagenes Klavier sehr gangster klingen, nervt aber echt schnell.
Auf Rapebene muss man sowohl von Alchemist als auch Oh No sagen, dass keiner der beiden wirklich was großartiges reißt, wobei Oh No etwas mehr zu gefallen weiß. Alchemists Stimme und Delivery sind dann schon vergleichsweise drucklos. Dafür hat man sich einige sehr fähige Gäste eingeladen: Raekwon zieht einmal mehr beim Titeltrack in seinen Bann und auch Leute wie Planet Asia, Newcomer Fashawn, Evidence und Guilty Simpson liefern sehr solide Gastbeiträge ab. Hervorheben darf man auch einmal mehr Twin Gambino… diese Stimme konkurriert direkt mit Nine um die Krone der rauchigsten überhaupt. “Gutter Water” liefert abwechslungsreichen wie bodenständigen Rapsound und weiß dadurch zu gefallen. Einen Klassiker hat man natürlich nicht geschaffen, aber dafür ein insgesamt solides Werk, das ohne nennenswerten Schwächen daherkommt und für einige Kurzweil zu sorgen weiß, ohne jedoch auch großartig aufzuregen.
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