First Degree The D.E. – Damn That D.E.!
Die Jünger des D.E. bekommen Entzugserscheinungen: “They tappin on they veins sayin’ one more ‘gain / they fiendin’ for a hit / Fahrenheit my friend”. Da lässt First Degree sich doch nicht zweimal bitten und beglückt seine Hörerschaft nach den beiden Vorgängern “Southbound” (1995) und “Planet Zero” (1999) mit seinem dritten Werk. Und das ist auch noch von höchster Qualität, wie dem geneigten Hörer schnell klar wird. Mr. The D.E. schert sich nämlich einen Dreck um gängige Klischees und Standard Gangsta Rap. Er ist ein echtes Original und hat einen völlig eigenen, originellen Sound in petto, den man so vorher garantiert noch nicht zu hören gekriegt hat. Zu diesem Zweck produziert, rappt und singt First Degree alles komplett selber. Auf Features verzichtet er abgesehen von wenigen Ausnahmen gänzlich, was nur konsequent ist: D.E. ist so eigenständig und vielfältig, dass er es schlichtweg nicht nötig hat, sich pausenlos Verstärkung zu holen.
Die kompromisslosen Synthiebeats sind allesamt eindrucksvolle Beweise für Degrees Fähigkeiten als Producer und verbreiten eine angenehme Gruselatmosphärische. First Degree versteht es dabei auch durchaus, geschickt kernige Gitarrenriffs in seine Instrumentals einzubauen, wie etwa bei dem epischen “Open Wide” oder “Bad Bitti”, wo sie etwas dezenter platziert sind. Doch natürlich wird produktionstechnisch noch weit mehr geboten, wie das futuristische Synthiegefiepse bei “There That Man” beweist. Perfekt fügt sich der D.E. mit seiner Stimme, die man schon fast als eigenes Instrument bezeichnen könnte, in diese atmosphärischen Instrumentals ein. Da wird gewinselt, gejault, tief und bedrohlich gebrummt, gesungen und gekreischt, dass es eine wahre Freude ist. Anhänger von akut Gänsehaut erzeugender Musik kommen bei First Degree, der sich übrigens unbedingt mal auf Schizophrenie hin untersuchen lassen sollte, voll auf ihre Kosten. Auch die Flows, die der Mann von sich gibt sind – wie könnte es anders sein – absolut einzigartig und unmöglich zu kopieren. Bedrohlich und zugleich unterschwellig paranoid schwebt der Fledermausmann mit seinen Raps über den Beat und lässt sich dabei in keinerlei bekannte Schemas einordnen. Auch inhaltlich weiss “Damn That D.E.!” durchaus zu bestechen. Gnadenlos wird mit dem Chrom-Hammer jeder Gegener des D.E. niedergemetzelt und anschließend verscharrt oder der Einfachheit halber gleich an Ort und Stelle verspeist. Lasst euch also am besten gar nicht erst zur falschen Zeit in den Straßen der Southside Sacramentos blicken, denn wenn der D.E. aus seiner Höhle gelassen wurde ist definitiv Gefahr im Verzug. Aufgrund des herausragenden Storytellings besonders hervorzuheben ist “Dont’t Be My Pleasure”, in dem der geneigte Hörer etwas über die kranken Gelüste von First Degree erfahren kann. Seinen Höhepunkt findet die CD schließlich in dem über zehn Minuten langen Epos “Link In The Chain”, bei dem First Degree ausnahmsweise nicht rappt, sondern sich voll und ganz auf den Gesang konzentriert.
Zweifelsohne ist First Degree ein Künstler der polarisiert, aber unabhängig davon, ob man seine Musik nun liebt oder hasst, kann man nicht abstreiten dass sie völlig einzigartig und losgelöst von allen gängigen Standards ist. Und schon allein aufgrund dieser Tatsache muss man ihm einfach Respekt zollen.
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