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Equinox – presents: Welcome To The Neo Golden Age – A Sound Exposure Vol. 1

Ein internationales Aufgebot an Producern experimentellen Instrumental-HipHops präsentiert das in München beheimatete Label Equinox mit seiner “Sound Exposure Vol.1″. Die Künstler ArcSin aus New York, Danny Decock aus Wien, Emynd aus Philadelphia, Mnemotrauma aus Mainz, sowie die Münchner DJ Scientist und Aqua Luminus geben sich die Klinke in die Hand und dringen dabei zuweilen tief in die Welt der elektronischen Musik ein – HipHop Puristen seien also vorgewarnt.

 
Den Anfang macht ArcSin, der auch unter dem bekannten New Yorker Def Jux Label veröffentlicht, mit zwei hypnotischen Elektro-Tracks, in denen man sich als Hörer schnell verliert. Interessant, aber für meinen Geschmack vom Klang her doch etwas zu kalt und trist. In die gleiche Kerbe schlägt Danny Decock mit “G.k.S.”, das zunächst mit kaltem Synthiegefiepse die Boxen erfrieren lässt, um dann etwas aufzutauen und durch ungewöhnliche Sounds und ein wuchtiges Drumpattern erweitert zu werden. Es folgt Emynd , der mit dem sehr guten, geradlinigen “Positron Reinforcement” Tempo macht und dann kurz vor Ende mit dem Einsetzen eines Blechbläsersamples überrascht, das echte Ohrwurmqualitäten besitzt. Den für mich besten Track der Compilation kann anschließend DJ Scientist (unter seinem Synonym Echelon) für sich verbuchen. Untermalt von einem treibenden Beat entführt er den Hörer in die genial komponierte “Twilight Zone”, in der auch gequälter Gesang in Form eines Vocalsamples sowie ein Flötensample ihren Platz haben. Unbedingte Reinhörempfehlung!

 
Eine völlig andere Schiene fährt Mnemotrauma, der einigen vielleicht durch seinen sehr guten Subversiv*Rec Release bekannt ist. Ein quälend langsames, dreckig-düsteres Drumpattern und bekümmerte Pianoklänge treffen auf ein depressives Vocal Sample. Ein wirklich äußerst atmosphärischer, wohlproduzierter Track und Beweis von Mnemotraumas zweifelsohne vorhandenem Können als Producer. Im Anschluss präsentiert DJ Scientist -diesmal nicht unter seinem Pseudonym- das melancholische, sehr harmonisch prduzierte “Raincoatman”. Auch dieser Track aus der Feder des Münchners erweist sich als echter Hinhörer.  Weniger begeistern kann ich mich hingegen für die “OP Wüste” von Aqua Luminus. Der Track ist mir aufgrund des hektischen Drumpatterns und der merkwürdigen Samples viel zu konfus. Da kommt ArcSin mit den im Vergleich eher entspannten “Poplock Axefists” gerade Recht. Kritikpunkt ist hier eindeutig das nervtötende Bimmeln, das sich durch den ganzen Track zieht. Allgemein sind die tristen, sphärischen Klangteppiche in diesem Falle eigentlich nicht mein Fall.

 
Positiv fällt jedoch in jedem Falle Danny Decock mit “Obscure” auf, das sich schon nach kurzer Zeit aufgrund seiner schönen Melodik -die im Verlaufe des Tracks allerdings auch durch verzerrtere Töne erweitert wird- in meinem Gehörgang festgefressen hatte. Auch die wuchtigen Drums machen hier einiges her. Anlässlich seines dritten Beitrages zu dieser Compilation macht DJ Scientist sich zu einem Ritt auf seinem Alptraum auf, der von schaurig schrägen E-Gitarren durchzogen ist und in seinem Verlaufe immer schauerhaftere Klangformen annimmt. In jedem Falle sehr hörenswert, DJ Scientist schafft den Hattrick. Mnemotrauma darf zumindest ein zweites Mal ran und konzentriert sich in “Alpha Centauri” klar auf das komplexe Drumpattern, die düsteren Sounds spielen eindeutig die zweite Geige, verbreiten aber dennoch eine unnachahmlich triste Grabesstimmung. Wie schon bei “Waiting For The Sun” gelingt es Mnemotrauma hier folglich, perfekt eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. Schließlich ist noch eine Komposition aus der Feder Danny Decocks zu hören, der diesen melodischen Abschiedsgruß zusammen mit Kollegen seiner ehemaligen Band eingespielt hat, mich hier jedoch nur stellenweise wie mit “Obscure” zu begeistern weiß. ArcSin schließt den Kreis dann mit einem ironischerweise mit “A Moment Of Clarity” betitelten kurzen Outro, in dem einige Vocal Samples wirr zu einem mächtigen Beat mit bedrohlicher Grundstimmung durcheinander schnattern.

Insgesamt haben die Jungs von Equinox mit ihrer “Sound Exposure” einen interessanten Einblick in die Welt des Instrumental HipHops jenseits der bereits platt getrampelten Pfade geliefert und warten teilweise sogar mit echten Sahnestücken auf. Es handelt sich hier definitiv nicht um die Art “experimentelle Musik” bei der auf Teufel komm raus etwas neues probiert wird, was dann zu Lasten der Hörbarkeit geht, wie man es teilweise leider zu hören kriegt. Dennoch werden reine Hörer alt hergebrachter Rap-Hausmannskost dieser Platte wahrscheinlich eher wenig abgewinnen können. Wer aufgeschlossen ist, kann ja trotzdem mal einen Blick über den Tellerrand wagen. Alle, die sowieso schon mit den Arbeiten der beteiligten Künstler vertraut sind und daran Gefallen haben, werden wie bereits gesagt in Anbetracht der Perlen, die hier geboten werden, in jedem Falle ihre Freude daran haben.

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