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El-P – Cancer For Cure

Frieden ist scheiße. Stillstand ist der Tod, Glückseligkeit nur noch Heuchelei direkt ins eigene Spiegelbild. Warum also nicht mal alles etwas durcheinander bringen. Also lasst den Krieg in Frieden, hasst die Liebe und…”Cancer For Cure”.

Auftritt El-P, dem Dauermiesepeter, Arme-Verschränker, sich-in-den-Weg-Leger, Beine-Steller. Dem, der unterhalb der erhöhten Plattformen der Drakes und Nicki Minajs dieser Welt sein Dasein fristet und mit aller Kraft an deren tragenden Säulen mit einer Mixtur aus fanatischem Missionierunsgedanken und hämischen Grinsen am sägen ist. Dabei operiert er mit unfairen Mitteln, denn in seinem geheimen Labor webt sich dieser verrückte Professor, aus einer Mixtur aus oldschool Samples, schmutzigsten Breakrhythmen aus den Träumen aller B-Boys, im Kühllager konservierten Musikerkadavern und durch ein Dimensionstor zugeschickten, futuristischen Synthiesounds, seinen ganz ureigenen fliegenden Soundteppich , auf dem er Silben, Hi-Hatz und Snares ballernd auf der nächsten Galaparty einreitet wie der dämonische Weihnachtsmann aus Futurama, nur um allen die Laune gehörig zu verderben.

So ein Arschloch. Aber nach wie vor ein kompromissloses, zum nunmehr dritten Male. Dabei wird vor allem deutlich, dass El-P immer ökonomischer und damit im Endeffekt viel konzentrierter zu Werke geht. War sein fantastischer Dachschaden mit 70 Minuten noch recht langanhaltend, so konnte er Jahre später nur noch knapp 55 Minuten schlafen, während wir tot sind. Nun scheint er es noch eiliger zu haben, sein wunderbares Krebsgeschwür unter die Leute zu bringen und braucht nur noch 49 Minuten bis zur vollendeten Inception im Hörer. Scheint, als habe da jemand die Zeichen der Zeit erkannt, denn wir werden alle immer unkonzentrierter und bekommen Probleme mit unserer Aufmerksamkeit – es gilt, diese immer kürzer werdenden Intervalle in einer sich rasch beschleunigenden Zeit effizient anzupacken und gleichzeitig lässt sich die Musik, wie eh und je bei ihm, immer auch ein wenig als Kommentar zur Lage und zu dem, was uns noch bevorstehen wird, interpretieren. Denn die Zukunft ist jetzt. Gehetzt klingt dennoch nichts, auch auf “Cancer For Cure” führt El-P konsequent fort, was er anfing und komponiert stellenweise große Songs, denen es an Höhepunkten nicht mangelt und so gibt es in seinen besten Momenten niemanden, der es so gut versteht, Melodien, die sich im Chaos den Weg bahnen, eben mit diesem zu vereinen.

Und irgendwie ist genau dies dann doch immer das kleine optimistische Hintertürchen, dass uns El-P offen lässt: Die pure Schönheit von Musik schimmert selbst noch in den dunkelsten, tristesten, regnerischsten Momenten durch und wird es immer tun. Sie wird immer überleben. Und sei es nur als immer wiederkehrendes Echo in einem endlosen Raum voller rostigem Schrott.

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