DJ Krush – Shinsou: The Message At The Depth
Dunkel, metallisch und schwer – das sind wohl die passenden Worte um DJ Krushs siebtes Album “Shinsou (The Message At The Depth)” zu beschreiben. Mit diesem Werk entfernt sich das japanische Beat-Monster weiter vom konventionellen HipHop als je zuvor und schafft es dennoch, nicht in experimentelles Gedudel zu verfallen, sondern ein Konzept-Album zu kreieren, dass den Zuhörer mit auf einen Trip nimmt, einen Trip der zuallererst den gesunden Verstand zu vertreiben droht (“Sanity Requiem”). Erst im letzten Drittel des Albums wird der Hörer mit harmonischen, organischen Klängen belohnt, die Krush mit ausgewählten Gästen aufgenommen hat. Doch eins nach dem anderen.
Der erste Track “Trihedron” trägt seinen Namen zu Recht, denn er besteht aus drei separaten Beats, einer von Krush selbst, die anderen beiden von Isle of Weight und Fanum (zusammen sind sie The Opus, die Produzenten von Rubberoom). Es war wohl nur eine Frage der Zeit bis diese Meister ihres Fachs zusammentreffen würden. Weiter geht es mit einem Vocal-Track mit Rapper Inden, der Kennern der japanischen Underground/Abstract-Szene durch seine Auftritte mit Do-Hyo Orizin ein Begriff sein sollte. Satte fünf Minuten flext der Offbeat-MC dahin, um am Ende von DJ Krushs kranken Scratches abgelöst zu werden (wer das Video kennt, weiß auch, auf welch unkonventionelle Art sie erzeugt wurden). Auch seine des Japanischen nicht mächtigen Zuhörer lässt Krush nicht im Stich, hat er doch noch zwei weitere Rap-Kollabos zu bieten: das Anti-Pop Consortium und Anticon kommen hier zu Wort und vor allem das letztere Kollektiv gibt in “Song For John Walker” wirklich 100%. Danach folgt noch ein kurzes “D’you Hear That?” und plötzlich ist es soweit: Angelina Esparza! War Esthero bis zum Erscheinen dieses Albums noch Honigstimme Nr. 1 (höre “Code 4109″), muss sie den Titel nun an diesen Engel abgeben. Wer das Japan-Release der CD sein eigen nennt darf sich auch auf ein Video zu diesem Track freuen. Aber genug davon, denn die nächste Überraschung ist nur einen Track entfernt: es sind die Urgesteine Sly & Robbie, die Krush in “The Lost Voices” instrumental zur Hilfe stehen. Danach zeigt sich ein Vorbote auf Krushs achtes Album “Jaku”: wie die meisten Tracks davon ist auch in “But The World Moves On” ein japanischer Meistermusiker gefeatured, in diesem Falle sind es sogar zwei: Masato Nakamura, ein wahrer Virtuose an Saxophpn und Flöte, und D-Madness, der die verschiedensten traditionellen Trommeln beherrscht, bereichern das stampfende Beatgerüst aus Krushs Feder. Den Abschluss des Albums bildet “What About Tomorrow”, ein für Krush recht untypischer Reggae-Track mit Abijah, der, so munkelt man, in manchen Kreisen schon als der neue Bob Marley gehandelt wird.
“Shinsou” ist wieder eines dieser Alben, die einfach Zeit brauchen um ihre volle Wirkung zu entfalten. Die meisten Vocal-Tracks haben eine politische Message, wo Anticon es noch ziemlich zynisch angehen lassen, will Angelina Esparza eher zum Nachdenken anregen, Abijahs Auftritt ist ohnehin ein einziger Klagegesang. Unglaublich wie viel Material dieser Krush raushaut, ohne in den Sumpf der Selbstkopie zu verfallen, oder seine Musik durch zu viele Experimente ins Abseits zu schießen. Respekt.
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