Brother D & Silver Fox – Up Against The Beast
Ein weiteres äußerst geschichtsträchtiges Release aus dem riesigen Katalog des einstigen Cassette-Only-Imprints Reachout International Records, kurz ROIR: “Up Against The Beast” dürfte eines der ersten, wenn nicht sogar das erste Rap/Reggae-Crossover-Album überhaupt sein. Die Beteiligten sind keine Unbekannten. Das trifft insbesondere natürlich auf Brother D aus der South Bronx zu, der sich bereits 1980 mit dem Conscious-Rap-Klassiker “How We Gonna Make the Black Nation Rise?” profilieren konnte. Ihm zur Seite: Silver Fox, ein Toaster aus Long Island, New York – und in der Rolle des Albumproduzenten kein Geringerer als Lister Hewan-Lowe, seines Zeichens politisch ambitionierter Gründer des Reggaelabels Clappers Records, das Anfang der 90er mit 2 Black 2 Strong MMG noch einmal im Rapgenre Fuß zu fassen versuchte.
Mit dessen Hasspredigten hat Brother D zwar nicht so viel gemein, doch wird er von Hewan-Lowe im Booklet auch nicht grundlos als Malcolm X der 80er bezeichnet. Mit locker lässigen Oldschoolflow und Lyrics über Innenstadtghettos, Justizverfehlungen und Imperialismus wird in einem durch die sozialkritische Schiene bedient: “I know my voice is not rated x / I didn’t talk about money and talk about sex / I didn’t talk about clothes and cars and things / and you might be tired of my lecturing”. Diese Gefahr besteht nicht unbedingt, wobei die hier aufgelegte Dubversion von “How We Gonna Make The Black Nation Rise” dem Original mit seinem Cheryl-Lynn-Sample auf keinen Fall das Wasser reichen kann. Dazu muss man wissen, dass “Up Against The Beast” komplett vor Livepublikum eingespielt und die einzelnen Tracks alle ineinander übergeblendet wurden, Genresprünge und Stilwechsel also komplett außen vor bleiben.
Gerade die Beschränkung auf Reggae Riddims macht aus “Up Against The Beast” spätestens auf der B-Seite eine extrem monotone Angelegenheit, ein paar mehr Hip-Hop-Einflüsse hätten’s unter dem Strich schon sein können. Und das nicht nur, weil Silver Fox gefühlte 80% der Zeit zu hören ist und im letzten Song sogar Brother zu toasten anfängt. So gesehen ein interessantes Experiment aus der Rapsteinzeit: solide gemacht und mit unschätzbarer Breitenwirkung, mittlerweile aber doch eher ein Fall für’s Museum.
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