Brotha Lynch Hung – Lynch By Inch (Suicide Note)
Lange, lange hat es gedauert, aber im Jahre 2003 war es endlich wieder so weit: Ein offizielles Werk von Brotha Lynch Hung aus Sacramento stand in den Läden. Die Querelen mit seinem ehemaligen Brötchengeber Cedric Singleton und dessen Label Black Market, über das in den letzten Jahren nur noch halbgare, unauthorisierte Lynch CDs mit Bootlegs und Gastauftritten von CDs anderer Rapper erschienen waren, schienen endlich beendet und Lynch legte nach knapp sechs Jahren Wartezeit über sein eigenes label Siccmade Muzicc endlich wieder eine neue CD mit frischem Material vor.
Die Erwartungen, die natürlich sehr groß waren, kann Brotha Lynch Hung mit “Lynch By Inch” voll und ganz erfüllen. Vollgepackt mit 18 Liedern und sieben Skits kommt das Album als Doppel-CD daher und obendrein gibt es sogar noch eine DVD mit Liveaufnahmen und einem Interview. Musikalisch und geistig hat Lynch sich weiterentwickelt, so dass es neben bangenden Gangstatracks auch mehrere nachdenkliche, reflektierende Stücke zu hören gibt. So wie das großartige, mit harmonischen Pianoklängen im Beat aufwartende “I Went From”, bei dem Lynch die Vergangenheit Revue passieren lässt, seinen Blick aber dann optimistisch in die Zukunft richtet. Auch das extrem eindringliche “Death Dance” sowie die mit E-Gitarrenklängen unterlegte “Suicide Note” können voll und ganz überzeugen. Ein kleiner Ausrutscher ist lediglich das unerträgliche Gejaule von D-Dubb auf “Everywhere I Go”. Lynch beweist mit den Tracks dieser Machart, dass er weit mehr im Repertoire hat, als bloße Gangstaraps; von diesem nachdenklichen, musikalisch reifen Lynch gibt es hoffentlich in Zukunft noch mehr zu hören. Doch auch die Tracks härterer Machart meistert Lynch souverän. Unterstützung bekommt er dabei unter anderem von Yukmouth, C.O.S., Tall Cann, Luni Coleone und Siccmades First Lady Zagg. Textlich hält man sich stark zurück, kranke Auswüchse wie auf dem Klassiker “Season Of Da Siccness” gibt es hier überhaupt nicht mehr zu hören. Doch auch so sind Lynchs Texte noch sehr hart und von Gewalt geprägt. Die aufwendigen, atmosphärischen Beats sind ausnahmslos ein Hörgenuss und machen nicht selten ordentlich Druck. So wie bei “Reachin’ For Fame”, bei dem die gewaltige Bassline die Wände wackeln lässt. “Spitz Network” wartet mit treibenden Streicherarrangements auf und weiss ebenso zu begeistern.
Ganze zwölf Gastrapper hat Lynch sich für “Usual Suspects” eingeladen – die üblichen Verdächtigen machen ihre Arbeit gut und markieren einen weiteren Höhepunkt der CD. Besser als mit diesem Album hätte Lynch sein eigenes Label wohl nicht starten können; diese 18 hervorragenden Tracks mit durchweg hochwertigen, atmosphärischen Beats und Raps sowie guten Gastauftritten sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.
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