Blue Scholars – Bayani
Und noch eine DJ/MC Combo, diesmal aus Seattle und immerhin vom einstigen Kult-, heute wohl eher Retro-Label Rawkus Records auf die Boom-Bap-Gemeinde losgelassen. Letztere war in den letzten Jahren ja wahrlich nicht zu beneiden: viele halbgare Produktionen in nostalgisch-naivem Geist, selbst der fan-ideologisch verpönte Gangsta-Rap entwickelte zuletzt eine deutlich höhere innovative Dynamik – und tut es bis heute. Ob die Blue Scholars für das ersehnte Tauwetter sorgen können?
Auch wenn man so etwas nicht überbewerten sollte, weckt zumindest der Migrationshintergrund von Reimemacher Geologic (Philippinen) und seinem Produzenten Sabzi (Iran) Hoffnung auf neue, unverbrauchte Betrachtungsweisen in Wort und Ton. Ein weiterer Pluspunkt ist sicher, dass die beiden erdständigen “Ordinary Guys” auf Collabos jedweder Art gänzlich verzichten, obwohl da vonseiten des Labels sicher einiges möglich gewesen wäre. Das Ergebnis fällt gemessen an diesen Voraussetzungen allerdings recht ernüchternd aus. Sicher, die politisch imprägnierten Raps sind, obwohl eher monoton vorgetragen, doch grundlegend einen Hinhörer wert. Doch klingt “Bayani” dabei viel zu unspektakulär, konventionell, ja im negativen Sinne lehrbuchhaft, als dass die Blue Scholars hier einen nennenswerten Treffer landen könnten. In keinem Song wird das deutlicher als in “Back Home”: was hätte man aus der Forderung nach einer Beendigung des Irakkriegs und einer Rückholung der Truppe nicht für ein kriegssattes, flammendes Plädoyer machen können. Stattdessen gerinnt der – sicher gutgemeinte – Protest zu einem so trägen wie blutleeren Stück, das mit einiger Sicherheit schneller vergessen sein wird als es geschrieben wurde.
“Bayani” hangelt sich soundlich konsequent an der Grenze zur Seichtheit entlang: ein Paradebeispiel für das Auf-der-Stelle-Treten besonders der Marke Rawkus, die uns seit ihrem vollmundig angekündigten Comeback noch keine einzige klassikerverdächtige Veröffentlichung präsentieren konnte. “Fire For The People” steckt auch in diesem Album nicht. Bayani? Wohl eher alles Banane…
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