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Bike For Three! – More Heart Than Brains

Vielleicht lehne ich mich zu weit aus dem Fenster, wenn ich schreibe, “More Heart Than Brains” ist im Hip Hop Bereich die interessanteste Kollaboration der letzten 5 Jahre. Wahrscheinlich bin ich aber im Recht. Mit Bike For Three! haben sich nicht nur zwei Generationen getroffen, sondern auch zwei Menschen aus verschiedenen Kontinenten. Wobei “getroffen” nicht so ganz stimmt. Ihr Album haben sie mit Hilfe der heute einfachen technischen Möglichkeiten des Internets fertiggebastelt, im echten Leben sind sich die beiden noch nie begegnet. Dass die zwei Menschen zusätzlich noch genreübergreifende Musik machen, vergisst man angesichts dieses nicht gerade alltäglichen Falles schnell. Ihr Exotenstatus ist ihnen wirklich sicher.

Für die größte Attraktion des Jahres 2009 sorgen Buck 65 aus Kanada und Greetings From Tuskan (Joëlle Phuong Minh Lê) aus Belgien. Dem Rapper und der Frau hinter den Reglern gelingt mustergültig eine Genreverschmelzung, die sowohl wenige Wünsche übrig lässt als auch ein Prachtexemplar von großer Antriebskraft ist. Das große Plus dieser CD ist das erfolgreiche Zusammenführen von Rapvocals und Electrobeats. Produzentin Greetings From Tuskan kreiert lebhafte Landschaften, ohne all die Farben zu vergessen. Sie wechselt oftmals die Geschwindigkeit, fügt wilde Soundeffekte hinzu und baut regelmäßig bemerkenswerte Überbrückungen ein. Ihre Beats sind nicht nur ästhetisch, sie erinnern mich auch an filmische Spannungbögen.

Buck 65 erfreut sich an den unüblichen Gerüsten, bleibt aber nicht fehlerfrei. Mit der Vielfältigkeit der spielenden Musik kann er mit seinen vielen schmalzigen Texten und seiner nach einigen Hördurchgängen unüberhörbaren semi-aufregenden Art zu rappen nicht mitkommen. Die Verträumtheit auf Tracks wie “Always I Will Miss You. Always You” oder “All There Is To Say About Love” steht ihm immerhin gut zu Gesicht. Ob Greetings From Tuskan mit effektgeladenen Stimmen aus dem Nirgendwo arbeitet (“Lazarus Phenomenon”) oder Buck 65 sich unter einem schimmernden Drumset in das Ungewisse flüchtet (“Nightdriving”), der Longplayer vereint Hip Hop und Electro immer auf seine eigene Weise.

Der einzige echte Fehlschuss darf hier jedoch nicht unerwähnt bleiben. “MC Space” – Cover des gleichnamigen Songs von MC Shan – erinnert in seinem spacig-ausgeflippten Outfit und wegen der funkigen Art an die 80er Jahre. Für Berufsnostalgiker durchaus etwas zum in die Hände klatschen, für mich sind Zeilen wie “I can come back and dis your face / pick up the telephone and dial MC Space” in der heutigen Zeit ein grundsätzliches No-Go – ob gecovert oder nicht. Mit 50 Minuten Dauerelectro kann sicherlich nicht jeder etwas anfangen. Umso mehr werden es die Leute lieben, die nach frischem Material hungern, das anständigen Rap und großflächige, elektronische Produktionen in sich trägt. Ein weiteres Projekt scheint nicht ausgeschlossen zu sein. Und das ist auch gut so, denn auf die Leistung von “More Heart Than Brains” kann man noch genug aufbauen.

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