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Big Lokote – Hi-Coward Killaz

 

Wie tief muss der Quell des Hasses und der Verachtung sein, um sich auf einem Doppelalbum mit sage und schreibe 28 Tracks ausschließlich mit seinen Erzfeinden zu befassen? Bei diesen handelt es sich um die ehemaligen Weggefährten, Hi Power Soldiers. All diese Wuttiraden zeichnen sich, textlich gesehen, durch unbändigen Mangel an Kreativität aus. Da werden die gegnerischen Zielscheiben zu “Bi Coward Soldiers”. Miss Lady Pinks wird zu “Miss Lady Stinks” und zum Transvestiten, Capone-E wird zu “Caphoney” und er wird immer wieder daran erinnert, dass er ein Pakistani und somit ein falscher Chicano ist. Diese Klarstellung findet ihren Höhepunkt beim orientalisch angelegten Parodiestück “Lil Arab Boy”. Hier ist ein imitierter arabischer Akzent inklusive. Ansonsten immer und immer wieder verbale Angriffe in Richtung dieser “Fags”, “Homos” und “Transvestites”. Auch produktionstechnisch gesehen gibt es mangelhafte Ware zu beklagen.

Zu nennen ist da die eben erwähnte, erfolglos auf lustig getrimmte “Arabernummer” und das zu gewöhnlich klingende “Fuck Tard”. Ebenso lau präsentiert sich das piepende und zerrende, dadurch einfach nur Nerven strapazierende “Exposing Lames”. Erfreulich ist, dass sich solche Ausfälle in Grenzen halten. Auch positiv zu vermelden ist, dass auch genügend Lokote-typische Vorschlaghämmer zuschlagen. Der erste dieser Art ist das Dunkelheit und Tod näher bringende “Evil Visions”. Der Sensenmann spricht hier portugiesisch, in Form der zwei Gäste Bulldog Fantazma und Smorf-Laddu aus Brasilien. Schnell abgefeuerte Verbalmunition und besonders der simpel gehaltene, halb gesungene Refrain bleibt in den Hirnwindungen hängen. Einen weiteren internationalen Gastauftritt gibt es von Rhyme Prophet und Psycho Pat (089 Click) aus München auf “Fallen Soldiers”. Diese bleiben allerdings unauffällig, um nicht zu sagen blass.

Horrorfilmatmosphäre beschert uns “Kampol”. Mit Unheil verheißenden Synthie-Sounds und passend dazu, einem wirklich unglaublich angepissten und wutschwangeren „Loko“, fließt hier der scheinbar keine Grenzen kennende Hass aus jeder Pore. Ein bösartiges Kaliber ist auch das, wieder mit Synthesizer ausgestatte, “Pretenderz”. Dieses erinnert mich ein wenig an “Kill Or Be Killed” von Do Or Die’s “Picture This-Album. Da ich mich äußerst ungern selbst schlage, bin ich bereit, als Ersatz dafür, einige Gegenstände der Wohnungseinrichtung durch den Raum zu schmettern, wenn es “Slap Yourself” heißt. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass hier zum ersten Mal das ganze Wüten und Wummern auch tontechnisch wohlklingend durch die Boxen gejagt wird. Zwischen alldem gibt es noch eine anständige Anzahl an guten und brauchbaren Nummern.

Am Ende dieses über 125-minütigen Dauerbeschusses ist meine Erkenntnis: “Ich hasse die Hi Coward Soldiers…” Jetzt aber mal ohne Flachs, das Ganze ist einfach des Dissens zu viel. Zu Beginn habe ich noch leicht geschmunzelt aber nach fast 30 Tracks bei denen sich nur damit befasst wird, dieselben vier, fünf Personen immer und immer wieder niederzumachen, wurden die Augenlider doch recht rasch schwer. Soviel zum Inhaltlichen. Tontechnisch gesehen, bewegt man sich soweit vom Professionellen entfernt, wie der Pluto von der Sonne. Regelmäßige Lautstärkenpegelwechsel zwischen laut und leise dazu noch talentfrei abgemischt, so dass es ab und an schwer ist, das Gesprochene zu verstehen.

Manchmal findet man sich aufgrund des hallenden Klangs, akustisch gesehen, sogar im Badezimmer wieder. Abschließend bleibt zu sagen, dass ausreichend Futter für die Jünger des Bösartigen und der gepflegten Menschenverachtung vorhanden ist. Dennoch empfehle ich auch denen, sich zuerst Lokotes andere Veröffentlichungen zu Gemüte zu führen.

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