Big Doe – Man In The Mirror

“Every song you will hear is only a mere chapter in my mental journey of a soldier. If all else fails – at least I know these stories got told” – wenn schon im Intro solche Ankündigungen gemacht werden, schnellen die Erwartungen natürlich sofort in die Höhe. Tatsächlich hat Big Doe überraschend viel zu bieten. Seine Texte sind bei aller Ghettokredibilität oft sehr persönlich, er hat Qualitäten als Storyteller und mit G.T. obendrein einen sehr fähigen Producer zu Hand.

So düster wie der Titeltrack, in dem Big Doe sich einen furiosen Schlagabtausch mit seinem bösen Ich liefert, ist “Man In The Mirror” eigentlich gar nicht. Dafür ist der 22-jährige Rapper aus Louisville/Kentucky immer ganz nah am Puls der Straße. Songs wie “Mercy’s 4 Da Week”, “Hell Bound” und “In The Wind” spiegeln die Gemütsverfassung eines 24/7-Hustlers, in “Armed Robbery” kommen auch noch ein paar Überfallgeschichten dazu. Von einer ganz anderen Seite präsentiert sich Doe im lockeren Pianotrack “She’s Only 16″, in dem er davon erzählt, wie er sich einmal versehentlich in eine Minderjährige verguckt hat. Auch das mit sphärischen Sounds angereichterte “I Got To Have You” widmet sich dem schönen Geschlecht – diese Songs sind gut umgesetzt, kein bißchen unpassend und sorgen für Abwechslung. Natürlich kann Big Doe auch anders: wenn in “Snypaz” und “Lyfe Or Death” eine Crew namens T.M.D. (Too Much Drama) aufläuft, wird auch mal kräftig gepöbelt, Schussgeräusche und Brüllraps inklusive.

Doch die besten Songs sind ganz klar die, in denen Doe seinen tagtäglichen Hustle zum Thema macht – auch was die Beats angeht übrigens. Der Staat Kentucky liegt auf der Grenze zwischen dem Süden und Mittleren Westen und G.T. schafft es mit geradezu spielerischer Leichtigkeit das Beste dieser beiden Welten miteinander zu verschmelzen. Dass er ausgerechnet für “Bout To Erupt” mit C-Loc aus Baton Rouge den wohl miesesten Beat der ganzen Scheibe zusamgengeschustert hat ist schnell vergessen. Gutes Ding, sollte man mal gehört haben!